Pilotprojekt läuft

Videokameras für mehr Sicherheit an Bahnübergängen

Österreich
09.06.2011 13:43
Mittels Videoüberwachung sollen Autofahrer vom Schnellfahren an gefährlichen Bahnübergängen bzw. vom Queren bei Rotlicht abgehalten werden. Ähnlich wie bei einem Radar würden Kameras abschreckender wirken als Schranken und seien zudem günstiger als technische Absicherungen, ist Othmar Thann, Direktor des Kuratoriums für Verkehrssicherheit, überzeugt. 2010 haben sich 170 Unfälle an Bahnübergängen ereignet, bei denen 13 Menschen ihr Leben verloren.

Es fehle laut Thann am Gefahrenbewusstsein. Laut einer Umfrage des Kuratoriums für Verkehrssicherheit würde jeder zweite Autofahrer trotz Rotlichts über eine Eisenbahnkreuzung fahren. "Wir gehen von einer lokal eingeschränkten Gruppe aus", sagte der KfV-Direktor. "Wir vermuten, dass die meisten Opfer aus der Umgebung stammen und zu wissen glauben, wann der nächste Zug kommt." 

So hatten die ÖBB zum Beispiel erhoben, dass eine mit Lichtzeichen und Halbschranken gesicherte Eisenbahnkreuzung in Klosterneuburg in einer Woche mehr als tausend Mal bei Rotlicht überfahren wurde - auch bei anwesender Polizei -, wie einem Prüfbericht des Rechnungshofes vom März zu entnehmen ist.

Pilotprojekte für Videoüberwachung laufen
Es gebe derzeit drei Notwendigkeiten, so Thann: die technische Absicherung, die Bewusstseinsbildung und Sanktionen. In videoüberwachten Bahnübergängen sieht das KfV ein geeignetes Mittel. Derzeit laufen zwei Pilotprojekte der ÖBB an einer kameraüberwachten Eisenbahnkreuzung in Eisenstadt und in Allentsteig in Niederösterreich. Nach der Pilotphase sollen weitere Kameras an bekannt unfallträchtigen Kreuzungen angebracht werden.

Die Projekte sind laut Andreas Matthä, Vorstandssprecher der ÖBB-Infrastruktur AG, für mindestens ein Jahr angesetzt. Das KfV erwartet sich daraus Erkenntnisse über die Lenker. "Was wir nicht wissen, ist, um welche Altersgruppe es sich handelt. Sind es Jugendliche oder Ältere?", so Thann. Wichtig wäre es laut Thann, die Motive dafür zu kennen, warum Autofahrer Warnsignale ignorieren.

Technische Aufrüstung von 1.700 Kreuzungen
Der Einsatz von "bildverarbeitenden technischen Einrichtungen" wurde im Vorjahr durch die Novellierung des Eisenbahngesetzes von 1957 möglich gemacht. Damit können Kameras für die Identifizierung von Fahrzeugen oder Verkehrsteilnehmern zur Einleitung eines Verwaltungsstrafverfahrens eingesetzt werden. 

Verkehrsministerin Doris Bures schickte heuer im Mai die neue Eisenbahnkreuzungsverordnung in Begutachtung, welche klare Kriterien für die Sicherungsart von Kreuzungen vorgibt. Diese soll vom Verkehrsaufkommen der Straße, dem geltenden Tempolimit auf der Schiene und den Sichtverhältnissen abhängen. 1.700 Kreuzungen sollen in den nächsten zehn Jahren technisch aufgerüstet werden. Die Verordnung dürfte nach Wunsch der Ministerin im Herbst in Kraft treten. "Eine sichere Infrastruktur ist bei Eisenbahnkreuzungen wichtig. 35 Millionen Euro wurden in den vergangenen Jahren dafür investiert", so Bures.

Startschuss für neue Infokampagne
Zudem gaben Bures, die ÖBB und das KfV am Donnerstag anlässlich des "International Level Crossing Awareness Day", dem Tag der Eisenbahnkreuzungs-Sicherheit, oder kurz ILCAD, den Startschuss für eine neue Informationskampagne. Zusätzlich zu einer Plakataktion wird dabei auf mobile Promotorenteams (siehe weitere Bilder oben) gesetzt, bestehend aus einem Mann und drei Frauen, die am Awareness Day in Wien sowie in weiteren Bundesländern Informationsfolder und Gewinnspielflyer verteilen. Ihr Outfit, Andreaskreuz bzw. drei Balken, soll für die nötige Aufmerksamkeit sorgen.

Die EU-Kommission, die ebenfalls an der ILCAD-Kampagne teilnimmt, hat zu diesem Thema außerdem einen Videoclip finanziert, der sich an alle Straßenverkehrsteilnehmer richtet und die nationalen Aktivitäten in den beteiligten Ländern ergänzen soll.

Rotlicht-Vorfall bei Vorführung in Vorarlberg
In Voralrberg kam es ausgerechnet am Tag der Eisenbahnkreuzungs-Sicherheit am Donnerstag im Zuge einer Vorführung der ÖBB in Lustenau zu einem Zwischenfall (siehe Infobox). Unmittelbar vor der Schau-Bremsung eines Zuges, zu der sich zahlreiche Medienvertreter und Schüler eingefunden hatten, geriet plötzlich ein Lkw-Fahrer mit seinem Fahrzeug zwischen die Schranken eines Bahnübergangs. Der Mann dürfte das Rotlicht übersehen haben und zerstörte beim Zurücksetzen eine Schranke.

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