Die neuen Corona-Regeln sorgen für heftige Diskussionen. Für viele Experten kam die Verordnung zu spät bzw. erfolgte zu spontan. Dazu will Wien den Weg nicht mitgehen. Und in anderen Bundesländern gibt es keine klare Linie.
Prinzipiell gut, ABER ...! Dieser Tenor zieht sich durch viele der von der neuen Covid-Verordnung betroffenen Berufsgruppen. „In erster Linie sind wir froh, dass 3G nicht flächendeckend zurückkommt. Aber die Art und Weise, wie man die Verordnung mit Maskenpflicht in allen geschlossenen Räumen an öffentlichen Orten kommuniziert hat, ist letztklassig“, poltert Mario Pulker vom Fachverband Gastronomie der Wirtschaftskammer.
Für Elisabeth Potzmann, Präsidentin des Österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverbands, war schon im Jänner ein personeller Engpass absehbar, etliche Krankenhäuser seien unterbesetzt gewesen, „nun fallen zehn bis 20 Prozent des Personals aus. Ruhezeiten werden nicht eingehalten, es gibt Anrufe in der Freizeit.“
Die Masken sind ein kleiner Preis, um die medizinische Versorgung zu sichern.
Elisabeth Potzmann vom Gesundheits- und Krankenpflegeverband
Daher seien die Masken ein kleiner Preis, um die medizinische Versorgung in entsprechender Qualität zu sichern. „Wir hätten sie nie abschaffen sollen.“ Ihr Wunsch? „Dass die Pflege in Expertengremien kommt, ein halbes Ohr an der Praxis zu haben, kann nicht schaden.“
Wohl keine raschen Effekte durch erneute Maskenpflicht
Für Walter Hasibeder, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Intensivmedizin, kommt der Ausbau der Maskenpflicht reichlich spät. Er erwartet „keine raschen Effekte“ bei den Spitalszahlen. Zur Lockerung der Quarantäneregeln sagt der Intensivmediziner: „Kranke und Seniorenheimbewohner einer Ansteckungsgefahr durch potenziell infektiöse Mitarbeitende auszusetzen, ist inakzeptabel.“
Besser wäre es gewesen, die Maskenpflicht nicht abzuschaffen. So wie es Wien gemacht hat.
Walter Hasibeder, Österr. Gesellschaft für Intensivmedizin
So sieht es auch Virologin Janine Kimpel von der Med-Uni Innsbruck: „Änderungen in den Quarantäneregeln sollten darauf beruhen, wann und wie lange Personen ansteckend sind.“
Kein einheitlicher Weg in den Bundesländern
Wien und das Burgenland lehnen die neuen Empfehlungen des Gesundheitsministeriums zur verkürzten Absonderung ohne Test ab. Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) hat nicht nur medizinische, sondern auch rechtliche Bedenken. Aus dem Burgenland heißt es, eine solche Regelung sei weder kontrollierbar noch argumentierbar. Personen mit einem CT-Wert unter 30 wieder arbeiten zu lassen, halte man für fahrlässig.
Auch in Kärnten sieht man die neuen Absonderungsregeln kritisch. Man will sie aber so übernehmen, wie vom Bund vorgeschlagen - mit einer großen Ausnahme: „Für die Krankenanstalten haben wir ausgeschlossen, dass das der Regelfall wird“, sagte Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ). Nur „in ausgewählten Notsituationen“ werde es möglich sein, dass Spitalsmitarbeiter schon ab dem fünften Tag wieder am Arbeitsplatz erscheinen. Wen das betrifft, werde vor Ort geregelt.
Steiermark, Tirol, Vorarlberg und Salzburg wollen die Vorgaben mittragen. In Niederösterreich ist Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig dagegen, wurde am Donnerstag bis in den späten Abend diskutiert. Für den Linzer Bürgermeister Klaus Luger (beide SPÖ) hingegen ist es „schockierend“, die Quarantäne zu verkürzen: „Niemand möchte, dass seine Mutter oder sein Vater in einem Krankenhaus von jemandem, der möglicherweise nach fünf Tagen noch ansteckend ist, betreut wird.“
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.