Erbe des 2. Weltkriegs

Linzer Luftschutz-Stollen: gruselig und beklemmend

Oberösterreich
11.03.2022 17:00

Beim „Krone“-Lokalaugenschein im Limonistollen lüftete Peter Ilchmann vom Linzer Gebäudemanagement einige Geheimnisse der Schutzareale aus dem der Nazizeit. Er selbst würde bei einem Super-GAU lieber draußen sterben, als drinnen weiter zu vegetieren.

Als die Flügel des Doppeltores in der Linzer Limonigasse 10 aufschwingen, öffnet sich der Blick in eine andere, unterirdische Welt – denn unter dem Linzer Bauernberg ließen die Nazis von KZ-Insassen im Zweiten Weltkrieg ein 14 Kilometer langes Tunnelsystem in den Sandstein graben. Dabei wurden bereits bestehende Höhlen genutzt, wie Peter Ilchmann, Chef des Gebäudemanagements und Tiefbaus der Stadt Linz, erklärt: „Es gibt mehrere Stollen, den Märzen-, den Cembran- und den Aktienkeller sowie zwei Anlagen im Schlossberg und in Urfahr drüben.“

Familien-Erinnerungen
Der Limonistollen war das größte System. Hier konnten bis zu 10.000 Menschen Schutz vor den Fliegerangriffen finden. Freilich – was heute gruselig und beklemmend wirkt, war in der Kriegszeit auch keine Ferienanlage. „Mein Stiefvater ist 86 Jahre alt. Er hat oft erzählt, wie er mit seiner Mutter und seinem Bruder vom Kaplanhofviertel zum Stollen gerannt ist. Einmal wollte er ihn sich mit mir anschauen. Aber er ist dann am Eingang stehen geblieben, hatte Tränen in den Augen und hat wieder umgedreht“, sagt Ilchmann nachdenklich: „Ich glaube, ich würde bei einem Atomkrieg lieber draußen bleiben, mich von allen verabschieden und vielleicht noch eine Flasche Wein trinken. Das wäre mir lieber, als nach zwei Wochen aus dem Stollen heraus zu kommen und dann die Leichen einzusammeln. Das wäre mit Sicherheit auch kein Leben mehr.“

Viel wäre zu tun
Doch wäre der Limonistollen überhaupt noch als Luftschutzbunker geeignet? Eigentlich schon: Aus Sicherheitsgründen ließ Ilchmann statt der alten Stromleitungen und Lampen, die durch die hohe Feuchtigkeit bei 12 Grad konstanter Innentemperatur immer wieder voller Wasser waren, hochmoderne LED-Schlangen verlegen. Die Belüftungsanlage müsste saniert werden, sonst würde es bei dichter Belegung rasch stickig werden. Die Lüftungskamine sind bis heute in der Kapuzinerstraße oder im Botanischen Garten gut sichtbar. Auch Sanitäranlagen und Wasserleitungen müssten erneuert werden. Ausgänge gibt es in der Sandgasse gegenüber der Hofer-Filiale und bei der früheren Firma M-Quadrat.

Wem gehören Linzer Stollen?
Doch wem gehören die Linzer Stollen eigentlich? Um diesen Besitz, den keiner will, rittern Bund und Stadt seit vielen Jahren. Peter Ilchmann schmunzelt: „Ich sag’ immer, wir sind nur die Hausmeister.“

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