Seit einem Unfall ist Gerhard H. querschnittgelähmt. Seine Wohnung im 23. Wiener Gemeindebezirk kann er nur selten verlassen. Seit vor etwa zehn Jahren die Bankfiliale unterhalb umgebaut und eine gigantische Belüftungsanlage installiert wurde, fühlen er und seine Frau sich dort wie in der Hölle. „Wir können kein Auge zumachen. Die Anlage brummt und summt ununterbrochen“, schildert Herr H. Seine Frau ist in psychologischer Behandlung. Er selbst bleibt meist bis zwei Uhr früh wach und braucht dann Schlaftabletten.
Die Leitungen verlaufen genau entlang der Wohnung von Familie H. Sie ist deshalb jahrelang von Pontius zu Pilatus gelaufen – wirklich ernst genommen hat sie niemand. „Uns wurde geraten, mit Ohrstöpseln zu schlafen oder auszuziehen“, erzählt der Wiener verzweifelt. Wegen des Lärmes sollte er sich an die Polizei wenden. „Die Beamten waren schon oft bei uns und haben die Lärmbelästigung bestätigt“, so Herr H.
Erst 2009 haben die Behörden endlich eine Lärmmessung durchgeführt. Und festgestellt, dass der Lärm tatsächlich gesundheitsgefährdend ist! Außerdem lag keine Baubewilligung vor! Die Baupolizei hat deshalb im April 2010 gar einen Abrissbescheid erlassen, der aber wegen des Einspruchs der Bank nicht ausgeführt werden musste. Man hat aber zumindest ein paar Maßnahmen zur Lärmreduzierung gesetzt.
Im Zuge unserer Recherche hat die Bank sich offenbar dazu entschlossen, die Anlage abzudrehen. Dass die Filiale ab Juli überhaupt geschlossen wird, mag Zufall sein. Spätestens dann wird Familie H. nach zehn Jahren wieder gut schlafen!
Foto: Klemens Groh
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