Besuch am Thalerhof

Steirische Polizisten als fliegende Helden

Steiermark
03.03.2022 13:00
Die Flugpolizei ist ein wichtiger Teil unserer Exekutive. Einsätze mit den Hubschraubern finden unter den schwierigsten Bedingungen statt. Die „Krone“ blickt hinter die Kulissen.

Ein Rückblick auf ganz unterschiedliche Einsätze der Flugpolizei:
Mürztal, Juni 2015: Ein Mann flüchtet nach einem nächtlichen Einbruch vor der örtlichen Polizei. Bei der Verfolgung werden die Beamten von der Besatzung eines Hubschraubers des Innenministeriums unterstützt, die den Täter schließlich mittels Wärmebildkamera aufspüren kann. Wie sich später herausstellt, wird der Mann wegen versuchten Mordes im Ausland gesucht.
Hochschwab, August 2018: Ein Wanderer bekommt beim Aufstieg in einer Felswand eine Panikattacke. Für ihn geht es weder vor noch zurück. Verzweifelt klammert er sich an einen Felsgrat. Erst ein Hubschrauber-Team der Flugpolizei kann den Bergsteiger retten und mittels Seilbergung ins Tal bringen.
Mallnitz in Kärnten, Juni 2019: Schwere Unwetter schneiden das Dorf gänzlich von der Umwelt ab. Auch der zweijährige Luis ist mit seiner Mutter dort eingeschlossen. Der Bub benötigt dringend Medikamente, die im Ort jedoch nicht verfügbar sind. Und wieder sind es fliegende Polizisten, die als Retter einschweben und den Zweijährigen und seine Mutter nach Spittal an der Drau bringen, wo der Bub die überlebenswichtigen Arzneien erhält.

Ein Mann saß dabei immer am Steuerknüppel des Helikopters: der Steirer Erwin Gross. Seit 17 Jahren ist der Mittvierziger Pilot bei der Österreichischen Flugpolizei, er verfügt über mehr als 3500 Flugstunden Erfahrung – so viel, als wäre er 145 Tage lang nonstop geflogen. Nach einigen Jahren in Wien und Kärnten ist er seit 2020 wieder in seinem Heimatbundesland stationiert. Bis zu dreimal pro Einsatztag heben er und sein Flight-Operator Christian Lemmer vom Stützpunkt Graz-Thalerhof ab. Lemmer, ausgebildeter Alpinpolizist, ist seit 2009 bei der fliegenden Einheit. Beide verbinden die lange berufliche Erfahrung sowie die Liebe zum Job. Ihr Arbeitsgerät: ein hochmoderner Mehrzweckhubschrauber des Typs EC-135, dessen zwei Turbinen auf zusammen gewaltige 1632 PS kommen.

Von Verfolgungen bis Lebensrettungen
Ihre Einsatzgebiete sind vielfältig. Neben Löscheinsätzen wie beim Waldbrand auf der Rax im Vorjahr unterstützt die Flugpolizei auch bei Fahndungen oder der Verfolgung von Kriminellen. Stauüberwachung bei Großveranstaltungen wie beispielsweise bei der Formel 1 in Spielberg stehen ebenso im Logbuch des Piloten wie Transporte von Cobra-Einheiten bei Geiselnahmen. Unverzichtbar sind ihre Einsätze bei Unfällen in den Bergen zu allen Jahreszeiten geworden. Und gerade diese sind oft besonders schwierig. Meistens sind schlechte Wetterbedingungen die größte Herausforderung für die Besatzung. „Man begibt sich natürlich in Grenzbereiche, wenn man versucht, einen Bergsteiger zu retten, obwohl sich schon ein Gewitter aufbaut. Aber dann denkt man sich: Wenn wir ihn jetzt nicht rausholen, muss er die ganze Nacht am Berg verbringen“, schildert Gross.

Was die fliegenden Polizisten von ihren Kollegen der Rettungshubschrauber anderer Organisationen unterscheidet, ist ihre kriminalistische Ausbildung. Diese ist etwa bei tödlich verunglückten Bergsteigern oder Wanderern gefragt: „Bei jedem tödlichen Bergunfall ist unser Einsatzort zugleich ein möglicher Tatort, den wir vermessen und fotografieren müssen, um Fremdverschulden auszuschließen – oder eben nicht“, erklärt Christian Lemmer.

Doch ein erfolgreiches Flugteam braucht auch gute Unterstützung vom Boden aus. Daher absolvieren die Flugpolizisten regelmäßig Übungen gemeinsam mit der Bergrettung, um die Einsätze, bei denen jeder auf den anderen zählen können muss, zu optimieren. So wird bei Suchflügen nach vermissten Personen am Hubschrauber ein Personenortungsgerät, die sogenannte Reccotonne, montiert, die von einem Bergretter bedient wird. Mit dieser elektronischen Unterstützung ist es den Teams der Polizei in der Luft und der Bergrettung ab Boden möglich, weite Landstriche schnell und genau abzusuchen.

Ernstfall oder Übung, Flugvorbereitungen oder Nachtanken, Bereitschaft oder Dauereinsatz – der Beruf ist aufwändig und zehrend. Aber für all das gibt es eine einzigartige Belohnung, betont Lemmer: „Zu sehen, wie froh und erleichtert die Menschen sind, wenn man sie unverletzt aus einer gefährlichen Situation vom Berg gerettet hat, das ist das Schönste für mich. Für die sind wir dann die Helden.“ Kennen solche echten Helden auch Angst? „Es gibt natürlich immer ein Restrisiko“, ist Erwin Gross sich der Gefahren bewusst. „Wetterlagen können sich rasch ändern, aber nach 17 Jahren als Pilot kann man die Gefahrensituation gut einschätzen, und die Natur zeigt einem immer relativ deutlich die Grenzen auf.“

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