Pensionisten am Limit

Wir sind nicht „klein“, liebe Politiker

Politik & Wirtschaft
20.02.2022 06:00

Wenn Politiker wie Laura Sachslehner über sie von „kleinen Pensionisten“ sprechen, wächst die Wut: In der „Krone“ erzählen drei Senioren über ihr Leben. Mit wertvollen Tipps an die da oben.

Der kleine Mann, die kleine Frau, die kleinen Pensionisten - so viel Klein-Klein, wenn die feinen Damen und Herren der Politik in ihren Slimfit-Anzügen und Designerkleidchen über die da unten reden. Wir haben drei Wiener Pensionisten gefragt - klein ist in ihrem Leben meist nur die Pension, weswegen sie auf das Hilfswerk und die Caritas angewiesen sind:

„Wir und unsere Eltern haben das Land aufgebaut“
Stefan J., 71 Jahre alt, eines von neun Kindern, aufgewachsen im Heim. Nach der Tischlerlehre fand er einen Job bei der MA 30. Nach Jahrzehnten ein Arbeitsunfall. „Die Pension ist zu wenig zum Leben, aber zu viel zum Sterben“, sagt er. In seiner Freizeit engagiert er sich im Pensionistenklub. Dort sieht er Menschen, die sich Kaffee und Kuchen in der Konditorei nicht leisten könnten - trotz jahrzehntelanger Arbeit.

Was er von der Aussage über „kleine Pensionisten“ einer Jung- und Berufspolitikerin mit Spitzenverdienst hält? Antwort: „Sie soll froh sein, dass es die Pensionisten gibt. Wir und unsere Eltern haben das Land aufgebaut. Die sollten lieber den Kleinen, die viel um wenig Geld arbeiten, etwas geben und stattdessen diejenigen aus dem Parlament werfen, die während der Debatten nur auf ihr Handy schauen.“

„Ich war immer fleißig“
Christine Jelinek, 40 Versicherungsjahre auf dem Buckel. „Ich war immer fleißig, immer froh, dass ich Arbeit hatte“, sagt sie. 2011 ging sie in Pension, 1500 Euro beträgt ihre Rente. „Mir wurde nichts geschenkt. Alles, was ich hatte, habe ich mir selbst erarbeitet.“ Von einem Gehalt wie jenem einer Generalsekretärin konnte sie nur träumen. Was sie zu ihren Aussagen sagt? „Ich bin froh, dass wir im Hilfswerk viel wertschätzender miteinander umgehen.“

Zitat Icon

Ich weiß nicht mehr, wie es weitergehen soll.

Christine D., Pensionstin

„Sie sollen endlich etwas für uns tun“
„Ich weiß nicht mehr, wie es weitergeht“, sagt Christine D. 2017 ist sie an Lungenkrebs erkrankt, Bestrahlung, Chemotherapie - der Tumor ist verkapselt, eine OP nicht mehr möglich. Nach 32 Beitragsjahren, jedoch mit Teilzeitarbeit und kurzen Phasen von Arbeitslosigkeit und der Frühpension kurz vor ihrem 60. Geburtstag, werden ihr nur 1100 Euro an Pension pro Monat überwiesen - inklusive Pflegestufe. Zu Frau Sachslehner und anderen Politikern sagt sie: „Sie sollten nicht immer nur herablassend über die Kleinen reden, sondern endlich etwas für uns tun.“

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele