Von Liezen bis Mureck

Weitere steirische Bürgermeister planen Rückzug

Steiermark
09.02.2022 06:00

In Leibnitz und Rottenmann haben die Bürgermeister überraschend ihren Rücktritt verkündet. Doch noch weitere Amtskollegen planen noch vor der nächsten Wahl ihren Rückzug, darunter Anton Vukan in Mureck, Roswitha Glashüttner in Liezen und Reinhard Reisinger in Spital am Semmering. 

Von kommunalpolitischem Winterschlaf ist keine Spur: Dass Helmut Leitenberger heuer nach 17 Jahren als Bürgermeister von Leibnitz zurücktreten wird, sorgte ebenso für Schlagzeilen wie der abrupte Abgang von Rottenmanns Alfred Bernhard.

Beide Male stand beim Verkünden des Rückzugs noch kein Nachfolger fest. „Ein geordneter Übergang ist natürlich besser“, sagt Politikwissenschafter Peter Filzmaier. „Es ist auch oft schwierig, einen Nachfolger zu finden. Entgegen einiger Klischees hat ein Bürgermeister viel Arbeit und viel Verantwortung, er haftet ja rechtlich bei jedem Zeltfest - ein unbedankter Job.“

Ist ein Rücktritt mitten in einer Gemeinderatsperiode - die nächste Wahl findet 2025 statt - sinnvoll? Filzmaier: „Inhaltlich ja. Aus wahltaktischer Sicht kann auch eine spätere Übergabe Sinn machen, dem neuen Bürgermeister kann man dann weniger vorwerfen.“

Eine geordnete Übergabe gab es heuer schon in Klöch. Und es werden noch weitere folgen, wie man in Politikkreisen sicher ist. Offiziell machen es dann aber, siehe Rottenmann und Leibnitz, die Betroffenen selbst.

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Die Verwaltungsaufgaben für Bürgermeister nehmen zu, man muss penibel alles einhalten. Die Vorschriften werden nicht weniger, ganz im Gegenteil.

Gemeindebund-Chef Erwin Dirnberger

Die „Krone“ hat sich in den Amtsstuben umgehört. Viele bekannte Bürgermeister betonen, nicht an Rücktritt zu denken, darunter Kurt Wallner (Leoben), Peter Koch (Bruck), Christoph Stark (Gleisdorf) und Bernd Osprian (Voitsberg). Andere wie Franz Frosch (Bad Aussee) lassen es sich noch offen. Einige bestätigen aber, dass sie 2025 nicht mehr antreten werden - wie Karl Wratschko (Gamlitz).

In der Stadt Liezen ist die SPÖ in Turbulenzen
Auch Liezens Bürgermeisterin Roswitha Glashüttner (SPÖ) wird das Staffelholz innerhalb ihrer Amtsperiode übergeben. „So ist es schon länger geplant“, sagt Glashüttner. Derzeit steht die Stadtchefin unter Druck: Innerparteilich gibt es Brösel, der Finanzreferent aus der eigenen Fraktion, Albert Krug, macht ihr das Leben schwer. Am gestrigen Dienstag hat die ÖVP mit Vizebürgermeister Egon Gojer sogar den Antrag für einen Sondergemeinderat in der Causa eingebracht. Als Nachfolgerin wird übrigens SPÖ-Gemeinderätin Andrea Heinrich gehandelt.

Fakten

Welche Parteien stellen wie viele Bürgermeister in der Steiermark? Die eindeutige Nummer 1 ist die ÖVP, sie stellt exakt 200 Ortschefs (von 286 steirischen Kommunen). Bei der SPÖ sind es 73 Bürgermeister, in Graz regiert Kommunistin Elke Kahr. In den restlichen zwölf Kommunen sind Bürgerlisten an der Spitze.

Wie viel verdienen eigentlich Bürgermeister? Das Gehalt wird nach der Einwohnerzahl der Gemeinde bemessen. Bis 500 Einwohner verdienen Ortschefs 2343 Euro. Zwischen 5001 und 7000 Einwohnern stehen 5625 Euro am Gehaltszettel, bis 10.000 Einwohner 6094 Euro. Bis 15.000 Einwohner sind es € 7031,80.  

Wie viele Bürgermeister arbeiten hauptberuflich? Laut einer Umfrage des österreichischen Gemeindebunds üben 70 Prozent der Ortschefs ihr Amt neben ihrem zivilen Beruf aus, 30 Prozent sind hauptberufliche Bürgermeister. Knapp die Hälfte der Befragten wendet übrigens mehr als 40 Wochenstunden für das Amt auf.

Für Reinhard Reisinger, den längstdienenden roten Bürgermeister der Steiermark, ist ebenfalls die Zeit reif für einen neuen Lebensabschnitt. Schon demnächst wird sich der Ortschef von Spital am Semmering zurückziehen. „Das Amt ist in den letzten Jahren schwieriger geworden. Der Respekt vor dem Politiker schwindet zusehends.“ Das sei vor 32 Jahren, als er die Funktion als 26-Jähriger übernahm, noch anders gewesen.

Murecker Bürgermeister übergibt zur Halbzeit
Er war zehn Jahre lang SPÖ-Landesgeschäftsführer und roter Bürgermeister im südsteirischen Mureck. Bei der Wahl 2020 ging Anton Vukan mit einer Namensliste an Start, die SPÖ im Ort wurde zertrümmert, der Rausschmiss aus der Partei folgte auf den Fuß. Sein „Vize“ Klaus Strein wird zur Halbzeit übernehmen.

„Es könnte durchaus sein, dass es noch heuer soweit ist“, orakelt Vukan, der „im 19. Jahr der Bürgermeisterei“ ist, wie er sagt. „Sideletter dafür gibt’s jedenfalls keinen, der Handschlag zählt! “

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