Blick in die Zukunft

Heißer, nasser, extremer: Klimakrise in Tirol

Tirol
30.01.2022 18:00

In Anbetracht der alles überschattenden Coronakrise ist die Klimakrise beinahe schon in den Hintergrund gerückt. Doch das bedeutet nicht, dass die Erde aufgehört hätte, sich zu erwärmen - das Gegenteil ist der Fall.

So zeigt uns das neue Jahr 2022 schon von Anfang an, womit wir es zu tun haben: „Diese Wetterlage um den Jahreswechsel war in der Tat sehr außergewöhnlich“, sagt der Tiroler Meteorologe Clemens Teutsch-Zumtobel, „in Tannheim gab es bereits am 2. Jänner einen neuen Monatsrekord (plus 14,3 Grad), Reutte hatte am 4. Jänner zum Beispiel seinen zweitwärmsten Jännertag in der Messgeschichte.“

Winterliche Wärmewellen, sommerliche Hitzewellen
Dass sich das Klima erwärmt, steht bei Meteorologen außer Frage: Ubimet (der unabhängige internationale Wetterdienst) gibt Auskunft: „Generell kann man derzeit vor allem die Zunahme an winterlichen Wärmewellen beziehungsweise sommerlichen Hitzewellen dem Klimawandel zuordnen, so treten Wärmerekorde in jeder Jahreszeit mittlerweile viel häufiger als Kälterekorde auf (in einem stabilen Klima wäre die Verteilung in etwa gleich).“

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Die winterliche Nullgradgrenze in den Nordalpen ist in den vergangenen 50 Jahren um etwa 250 m angestiegen.

Nikolas Zimmermann, UBIMET

Die Auswirkungen der Klimaerwärmung auf Tirol
Erinnern Sie sich noch an Bernd, das Tief im Juli 2021, welches zu Hochwasser und Murenabgängen geführt hat? Bernd war offenbar blockiert. Die Meteorologen erklären: Ein ortsfestes Tiefdruckgebiet (oder auch Hochdruckgebiet) könnte als blockierte Wetterlage eine Folge des immer schwächer werdenden Jetstreams (Strahlstrom) sein. Für einen funktionierenden Jetstream – und der wäre wichtig für unser Klima – braucht es zwischen der Arktis und den Subtropen wesentliche Temperaturunterschiede. Nur, weil sich die Arktis dreimal schneller als die Subtropen erwärmt, sind die Unterschiede nicht mehr so groß. Der Jetstream verliert an Kraft. Ein „blockierter Bernd“ ist die Folge – und präsentiert sich uns mit Muren und Hochwasser.

Schmetterlingseffekt: Vom Flügelschlag zum Tornado
Kennen Sie den Schmetterlingseffekt? Sehr vereinfacht gesagt besagt dieser, dass der Flügelschlag eines Schmetterlings durch Kettenreaktionen hunderte Kilometer weit weg einen Tornado auslösen könnte. Nun, obwohl man bei den Auswirkungen der Klimakrise nicht den Schmetterling, sondern viel mehr die Fabriken, Autos und Kühe (aufgrund der Fleischproduktion entstehen durch die Kühe und deren Ausscheidungen eine schier unglaubliche Menge an Metangasen) im Visier haben sollte, ist es dennoch manchmal schwer, nachzuvollziehen, wie sich der Klimawandel inklusive Jetstream, schmelzende Polarkappen und so weiter auf unser Tirol auswirkt. Das betrifft sowohl den Sommer als auch den Winter.

Es kommt einem nicht nur so vor, als hätte es früher mehr geschneit als heutzutage, Meteorologen können das bestätigen: „Die winterliche Nullgradgrenze in den Nordalpen ist in den vergangenen 50 Jahren schon um etwa 250 Meter angestiegen, somit fällt in den Niederungen im Mittel immer häufiger Regen statt Schnee. Dieser Trend wird sich fortsetzen, so wird die Nullgradgrenze wohl noch vor 2050 im Winter durchschnittlich in einer Seehöhe von gut 1000 Meter liegen. Dadurch nimmt auch die Länge des Winters ab, gemessen an der Anzahl von Tagen mit Schneedecke.“ Doch wenn es regnet oder schneit, kann es durchaus auch extrem werden, wie beispielsweise im Jänner 2019 in den Nordalpen.

Zahl der Hitzetage mit mehr als 30 Grad steigt
Ventilatoren und Klimaanlagen dürften wohl auch in Zukunft in Tirol immer öfter nachgefragt sein, denn die Sommer werden kontinuierlich wärmer. Hitzetage sind Tage, an denen es mehr als 30 Grad hat. Diese werden häufiger, wie Nikolas Zimmermann von Ubimet erklärt: „In Innsbruck gab es beispielsweise im Mittel von 1961 bis 1990 neun Hitzetage pro Jahr, von 1991 bis 2020 waren es aber bereits 22,6!“ Vor allem für alte Menschen stellen Hitzetage ein großes Risiko dar.

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Wirbelstürme sind auch in Zukunft in den Alpen unwahrscheinlich, da sie sich nur über dem Meer (>26°) bilden können.

Susanne Drechsel, ZAMG

Positive Auswirkungen des Klimawandels in Tirol
Doch nicht alles an der Klimaerwärmung ist schlecht in Tirol: So gibt es etwa höhere Erträge oder eine Erweiterung der Anbau-Möglichkeiten durch die Verlängerung der Vegetationsperiode sowie einen geringeren Heizbedarf in den weniger kalt werdenden Wintern, was wiederum die Schadstoffbelastung aus dem Hausbrand verringert.

Aufwiegen können diese positiven Effekte die negativen Effekte des Klimawandels aber eher nicht. Denn nicht nur in Anbetracht der Bio-Diversitätskrise, also dass laufend Tierarten aussterben, kann man mit Fug und Recht von einer Klimakatastrophe sprechen.

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