Die Schwarzhalsige Kamelhalsfliege (Venustoraphidia nigriscollis) wurde zum Insekt des Jahres 2022 gewählt. Und ist quasi auch eine Oberösterreicherin. Denn weltweit einmalig ist ein 2003 durch Zufall entdecktes Massenauftreten des schlanken Insekts rund um den mehrere Jahrhunderte alten Mittermayer-Hof, der heute das Freilichtmuseum Pelmberg in Hellmonsödt beherbergt.
In Pelmberg hat sich eine aus dem Mittelmeerraum eingeschleppte Art im Strohdach des Bauernhofes niedergelassen, deren geschlechtsreife Tiere während der Paarungszeit von Mai bis Juli in großer Zahl zu beobachten sind. Ein besonderes Beispiel für das Vorkommen von Kamelhalsfliegen liegt im Zentrum von Wien: Umgeben von brausendem Verkehr haben sich auf dem Maria-Theresien-Platz in den dort stehenden Kiefern zwei Kamelhalsfliegen-Arten angesiedelt.
„Lebende Fossilien“
Kamelhalsfliegen gelten heute als die artenärmste Ordnung von Insekten mit vollkommener Verwandlung - also mit einem Puppenstadium. Aus den vielen fossilen Funden lässt sich aber ableiten, dass diese Insekten in früheren geologischen Perioden, zu Zeiten der Dinosaurier, viel weiter verbreitet und artenreicher waren. Deren Aussehen ähnelte dem der heutigen Arten bereits sehr. Man kann die Kamelhalsfliegen daher auch als „lebende Fossilien“ bezeichnen.
Charakteristisches schwarzes Halsschild
In Mitteleuropa sind es bislang 16 beschriebene Arten - eine davon ist die Schwarzhalsige Kamelhalsfliege (Venustoraphidia nigricollis). Man erkennt sie an ihrer geringen Größe, dem gänzlich schwarzen Halsschild, der besonders langen und schlanken Vorderbrust, den glasklaren Flügeln mit lockerem Geäder und dem rauchig-ockerbraunen Flügelmal. Lange Zeit galt diese Art als eine der seltensten Kamelhalsfliegen - bis man erkannte, dass sich die Tiere überwiegend in der Kronenschicht von Bäumen aufhalten.
„Gegenspieler“ des Borkenkäfers
Sämtliche Kamelhalsfliegen sind in allen Lebensstadien Landbewohner. Die geschlechtsreifen Insekten sind tagaktiv und ernähren sich häufig von Blatt- und Schildläusen. Bei einer ausreichenden Populationsdichte können rindenlebende Kamelhalsfliegen-Larven als „Gegenspieler“ von Schadinsekten - wie beispielsweise den Borkenkäfern - nützlich sein.
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