In 68 Prozent der steirischen Haushalte wird am Heiligen Abend ein Christbaum stehen - Corona lässt die Verkaufszahlen steigen. Beliebt wie noch nie sind die steirischen Christbäume.
Wer dieser Tage Martina Lienhart mit wild entschlossenem Blick, laufender Kettensäge und mitten in der Nacht durch die Wälder streifen sieht - der braucht sich nichts zu denken. Die erfahrene Christbaum-Bäuerin holt sich nur die schönsten Bäume für ihre Kunden aus ihren weitläufigen Kulturen. Das am liebsten während des Vollmondes oder kurz davor, „denn da ist der Baum voll mit Wasser und hält damit besonders lang“.
Bei ihren Bäumen macht ihr keiner was vor, schon seit 2006 erledigt die Obfrau der steirischen Christbaumbauern alle Handgriffe, die dafür nötig sind. Denn „wer glaubt, so ein Baum wächst eh von selbst, der irrt gewaltig“, stellt sie richtig.
Was schief wächst, muss korrigiert werden
Zehnmal im Jahr, so sagt man, will der Baum seinen „Herrn“ sehen. „Da wird gemäht, es muss korrigiert werden, was schief wächst, und die Schädlinge müssen auch runter.“ Vor allem der Grüne Rüsselkäfer fordert von den Produzenten Kraftakte - denn er will, selbst wenn jemand so zierlich ist wie Lienhart, aus dem Ästen geschüttelt werden.
Martina Lienhart weiß auch, wie viel Zeit der Baum braucht, bis er in vollem Glanz im Wohnzimmer erstrahlt: Bis er 25 Zentimeter auf dem Kerbholz hat, hat er bereits vier Jahre auf dem Buckel.
Bäume dürfen heuer größer sein
Und wie schaut es heuer, im zweiten Corona-Jahr, mit dem Absatz aus? „Sehr gut, fast ein bissl besser als sonst“, weiß die Oststeirerin aus Oberlamm. „Die Bäume dürfen heuer ein bissl größer ausfallen, und es schaut danach aus, als legten die Steirer viel Wert darauf, um die weihnachtliche Stimmung in ihr Haus zu bringen.“
Auch die Gastronomie hätte trotz Lockdowns nicht nachgelassen, „einige meiner Kunden haben zwar zugewartet, sobald aber klar war, wann geöffnet wird, ist die Nachfrage da gewesen.“ Um den 16. November hätte sie, eben mondphasenbedingt, die erste Tranche aus dem Wald geholt, nächste Woche ist die zweite dran. Übrigens kommen auch viele zu ihr, die das selber machen wollen. Durchaus solche, die in sommerlichem Schuhwerk keine perfekte Figur im Wald abgeben.
Aber auch die, die sich verschätzen - wie jüngst der voll motivierte Steirer, der beherzt und bestens ausgerüstet in den Wald ging, um seinen sorgfältig ausgesuchten Baum selbst herauszusägen und heimzubringen. Schmunzelnd erzählte er später, dass der nicht mal ins Haus rein ging. Man kann es sich aber auch einfacher machen: Seit dem 10. Dezember verkaufen die Bauern Tanne & Co., 84 dürfen sich die Qualitäts-Banderole auf den Stamm heften.
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