Tränen bei Interview

Baldwin: „Schuss verfolgt mich in meine Träume“

Adabei
03.12.2021 08:28

Der Schock über den Todesschuss am Set seines Western „Rust“ sitzt bei Alec Baldwin noch immer tief. In seinem ersten TV-Interview nach der Tragödie, bei der Kamerafrau Halyna Hutchins ihr Leben verloren hatte, sprach der Schauspieler unter Tränen nun nicht nur darüber, dass er „nicht abgedrückt“ habe, sondern dass ihn dieser Moment immer noch Albträume verursache. Immer wieder sehe er diese Sekunde, die sein Leben komplett verändert habe.

„Strafrechtliche Untersuchungen dauern eine Weile und ich denke, es gab eine Reihe von Missverständnissen“, erklärte Alec Baldwin zu Beginn des Interviews, warum er sich dazu entschlossen habe, hier zu sitzen und mit dem ABC-Journalist George Stephanopoulos zu sprechen. Er wolle endlich all den „Besserwissern“, die so tun, als wüssten sie, wie das Drama abgelaufen sei, die Wahrheit erzählen.

Der Schock über das Drama, das sich Ende Oktober am Set des Western „Rust“ abgespielt hatte, stand Baldwin dabei ins Gesicht geschrieben. Müde und deutlich gealtert wirkt der Hollywoodstar, der während des Gesprächs immer wieder in Tränen ausbrach.

„Ich weiß nicht, wie die Kugel in die Waffe gelangt ist“
Bei Proben zu einer Szene löste sich ein Schuss aus einer Requisitenwaffe und traf Kamerafrau Halyna Hutchins tödlich. Später kam heraus: Die Waffe war mit scharfer Munition geladen. „Ich weiß nicht, was am Set passiert ist. Ich weiß nicht, wie die Kugel in diese Waffe gelangt ist. Ich weiß es nicht“, sagte Baldwin. „Aber ich werde alles dafür tun, dass uns zu einem Punkt führt, an dem so etwas weniger wahrscheinlich noch einmal passiert.“

Dass man Hutchins für den Film gewinnen konnte, sei ein Glücksgriff gewesen, erinnerte sich Baldwin. „Ich habe es geliebt, mit dieser Frau zu arbeiten“, sagte er mit Tränen in den Augen. „Es war eine Freude. Jeder liebte sie als Person. Und alle bewunderten ihr Talent.“ 

„Es gibt nichts, was irgendjemand tun kann, um sie zurückzubringen“
Der Moment, als er Hutchins‘ Ehemann Matthew getroffen habe, sei herzzerreißend gewesen. „Ich wusste nicht, was ich sagen sollte“, erinnerte Baldwin sich. „Er umarmte mich und sagte: ,Ich nehme an, wir werden das zusammen durchstehen‘.“ Auch Hutchins‘ Sohn gehe ihm nicht mehr aus dem Kopf. „Ich denke an den kleinen Buben, der keine Mutter mehr hat“, so Baldwin. „Und es gibt nichts, was irgendjemand tun kann, um sie zurückzubringen.“

Das ganze Drama nehme aber auch ihn schwer mit. „Ich bin verheiratet, habe sechs Kinder, ich möchte nur mein Leben in Frieden leben. Und all diese Leute sagen: ,Du bist ein Mörder‘“, schilderte der Hollywoodstar. „Es ist schwierig. Meine Karriere könnte vorbei sein, Will ich noch arbeiten? Ich weiß es nicht.“

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Es ist schwierig. Meine Karriere könnte vorbei sein, Will ich noch arbeiten? Ich weiß es nicht.

Alec Baldwin

„Hätte mich vielleicht umgebracht“
Er fühle sich schuldig, weiß gleichzeitig aber auch, dass er nicht die Schuld an dem Unglück trage. „Ich würde niemals eine Waffe auf jemanden richten und abdrücken - niemals“, unterstrich er. „Jemand ist verantwortlich für das, was passiert ist, aber ich weiß, dass ich es nicht bin. Ich hätte mich vielleicht umgebracht, wenn ich denken würde, ich wäre verantwortlich, und das sage ich nicht leichtfertig.“

Seit Wochen werde er von Albträumen geplagt. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich je wieder einen Film mache, in dem ich eine Waffe halten muss. Der Schuss verfolgt mich bis in meine Träume und ich finde kaum Schlaf. Ich höre den Knall einer Waffe und schrecke aus dem Schlaf hoch. Ich habe seit dem Vorfall keine Nacht richtig geschlafen.“

Niemand realisierte, was passiert ist
In dem Moment, als sich der Schuss gelöst und Halyna Hutchins getroffen hatte, habe niemand realisiert, was tatsächlich passiert sei, fuhr Baldwin fort. „Ich dachte mir: ,Ist sie ohnmächtig geworden?‘ Der Gedanke, dass in dieser Waffe scharfe Munition steckte, dämmerte mir wahrscheinlich erst 45 Minuten bis eine Stunde später.“

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Ich dachte mir: „Ist sie ohnmächtig geworden?“ Der Gedanke, dass in dieser Waffe scharfe Munition steckte, dämmerte mir wahrscheinlich erst 45 Minuten bis eine Stunde später.

Alec Baldwin

„Rust“ sei der erste Film seit Langem gewesen, bei dem er mitgewirkt hatte. Er habe zuvor nicht so viel Zeit getrennt von seiner Familie verbringen wollen. „Dieser Film hat mich wieder dazu gebracht, es zu lieben, Filme zu machen“, erklärte er. „Früher habe ich es geliebt, Filme zu machen. Menschen haben Träume, egal wie alt sie sind“, so Baldwin, der mit den Tränen kämpfen musste.

Anklage „sehr unwahrscheinlich“
Ob er Angst habe, angeklagt zu werden? Es sei „sehr unwahrscheinlich“, antwortete Baldwin. „Ich glaube, es war ein Unfall.“ Er sei sich jedoch sicher, dass Matthew Hutchins klagen werde. „Als ich ihn traf, waren wir bei der Gedenkfeier. Wir hatten nachher noch ein paarmal Kontakt. Jetzt nicht mehr - wahrscheinlich auf Anraten seiner Anwälte.“

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(Bild: kmm)



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