Abenteuer in Mini-Boot

Österreicher holt sich 2. Platz bei kühner Regatta

Oberösterreich
09.10.2021 17:57

Ganz allein in den kleinsten Hochsee-tauglichen Booten einen Ozean überqueren: Die Mini-Transat ist eine Regatta für besonders kühne Segler. Bei dieser Wettfahrt sind normalerweise die französischen Teilnehmer sehr dominant - doch diesmal konnten mit kühner Taktik ein junger Deutscher und der erfahrene Österreicher Christian Kargl an die Spitze segeln: Trotz der Empfehlung, wegen eines Sturms einen Schutzhafen anzulaufen, segelten die beiden weiter. Dieses Manöver machte sich für Kargl mit dem sensationellen zweiten Platz bezahlt!

Kurz nachdem Kargl sein Handy von der Organisation der Mini-Transat wieder bekommen hatte, fand er Zeit für ein Gespräch mit krone.at. Technische Hilfsmittel sind nämlich streng verboten - darunter fällt eben auch ein Telefon. Lediglich Wetterdaten bekommen die Teilnehmer einmal täglich von der Regattaleitung. „Das Spannende an dieser Bootsklasse ist, dass die Gefährte wie hochgezüchtete Formel-1-Autos am Wasser sind. Es ist aufregend, mit 16 Knoten Speed die Welle runterzusurfen“, erklärt der gebürtige Oberösterreicher. Auch vom Komfort kann man die Bootsklasse wohl mit Rennautos vergleichen - auf nur 6,5 Metern ist nicht viel Platz für Bequemlichkeit. 

Beobachter kritisierten Weiterfahrt als riskant und leichtsinnig
Am 27. September fand der Start in Les Sables d’Olonne statt, am Freitag erreichte er nach elf Tagen die Insel La Palma auf den Kanaren. An Tag 5 sah es allerdings noch so aus, als müsste die Wettfahrt vielleicht sogar abgebrochen werden. Ein Tief mit Windgeschwindigkeiten bis zu 50 Knoten zog über die Biskaya und das Kamp Finisterre. Die Regattaleitung empfahl, einen Schutzhafen anzulaufen. Kargl und der spätere Sieger, der 19-jährige Deutsche Melwin Fink, verzichteten jedoch auf einen Stopp - und mussten dafür auch Kritik einstecken: Einige Beobachter empfanden dieses Vorgehen als riskant und leichtsinnig.

„Von dieser Aufregung habe ich zum Glück erst viel später erfahren“, so Kargl. „Uns werden vor dem Start ja die Handys weggenommen und bekommen von der Berichterstattung über das Rennen gar nichts mit.“ Er und Fink haben sich zu dem Zeitpunkt in einer günstigen Lage befunden, da sie bereits weiter südlich als der Rest des Regatta-Feldes waren und so nicht die ganze Gewalt des Sturms abbekommen sollten.

Keine Zusage für Platz in Schutzhafen - so wurde weitergesegelt
„Ich habe mich mit Melwin über Funk unterhalten und sogar wegen Plätzen für uns in einem Schutzhafen angefragt“, erzählt Kargl. Als sie auf das Ansuchen keine Antwort erhielten und auch das Wetter sich in ihren Breiten nicht so bedrohlich zeigte, segelten sie schließlich einfach weiter. „Statt Windstärke 6, was heftig gewesen wäre, hatten wir nur Windstärke 5 - mit solchen Bedingungen kommen wir gut klar“, so Kargl.

Erst Stromausfall zwang Kargl zu „Boxenstopp“
Schließlich zwang ein Blackout den Österreicher zu einer Zwangspause. „Funk, GPS, Autopilot - ohne Strom funktioniert das alles nicht mehr. Ohne Autopilot kann man als Solo-Segler nicht einmal mehr auf die Toilette gehen“, erklärt Kargl die Entscheidung. So musste er doch für 15 Stunden in einem Industriehafen anlegen. Fink konnte so an Vorsprung gewinnen, der kurz vor dem Zieleinlauf wieder etwas dahinschmolz.

Ende Oktober wird der Atlantik überquert
Worauf man sich nach so einem wilden Ritt im Ziel am meisten freut? „Bei mir war es das Wiedersehen mit den Mitseglern und die Emotionen der vergangenen Tage endlich mit Menschen teilen zu können“, so der Segler zu krone.at. Am 29. Oktober startet die zweite Etappe, die das Regattafeld schließlich über den Atlantik führt. Zuvor wäre diese Passage wegen Hurrikans zu gefährlich für die kühnen Einhandsegler.

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