Im Interview

Flüchtlingspfarrer: „Der Mensch sucht Sündenböcke“

Salzburg
22.09.2021 07:30

Alois Dürlinger ist Pfarrer in Salzburg und seit 2015 auch Flüchtlingssprecher der Erzdiözese. Er erkennt in der momentanen Diskussion um Menschen mit Migrationshintergrund als angebliche Schlüsselfiguren im Infektionsgeschehen alte Muster wieder.

Hochwürden, wie stehen Sie dazu, dass in der aktuellen politischen Debatte offenbar Migranten eine besonders tragende Rolle im Infektionsgeschehen zugeschrieben wird?
Die „braven“ Österreicher und die „bösen“ Menschen mit Migrationshintergrund, die das Virus einschleppen, gibt es ja nicht. Dazu gibt es gar keine Fakten. Dem Virus ist es egal, ob man im Heimaturlaub in Kroatien oder mit dem Luxusdampfer auf Kreuzfahrt ist.

Wie erklären Sie sich die aktuelle Diskussion persönlich?
Dahinter steckt ein sehr alter Mechanismus, der gerade mir mit meiner Arbeit nicht fremd ist. Das „Sündenbock“-Denken.

Was meinen Sie damit genau?
Der Mensch braucht seit jeher jemanden, dem er die Schuld an etwas zuschieben kann. Manchmal geht das sogar so weit, dass künstlich eine andere Faktenlage konstruiert wird. Das ist das Miese daran.

Wo sehen Sie das in diesem konkreten Fall?
Nun ja, die Frage, ob sich die Menschen im Heimaturlaub angesteckt haben oder nicht, ist ja völlig müßig. Es sei denn, man hat den Hintergedanken, einer Gruppe etwas besonders anzulasten.

Ist das etwas, was Sie oft beobachten?
Absolut, das erlebe ich vor allem in Migrationsfragen häufig. Ich lebe ja seit Jahren in großer Verbindung mit Geflüchteten. Ich stehe diesen Dingen als Mensch mit einer Mischung aus Trauer und Wut gegenüber.

Und als Priester?
Wenn man es geistlich sehen will, kann man sich an die heilige Schrift halten. Dort heißt es: „Ihr alle seid eins in Christus!“ und „Ihr alle seid eins in gleicher Würde!“

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