Seit dem Dreifachmord in einem Wiener Bordell Ende Februar schreibt die Sexarbeiter-Branche rote Zahlen. Einer der Gründe könnte laut einer Sexarbeiterin die Zunahme der Bordellkontrollen sein, die die Freier verschrecken würden.
Der brutale Mord an drei jungen Asiatinnen am 23. Februar in einem Erotikstudio in der Wiener Engerthstraße hat die finanzielle Lage für Sexarbeiterinnen dramatisch zugespitzt. Die verschärften Kontrollmaßnahmen im Rotlichtmilieu, wie sie Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) unmittelbar nach der Tat gefordert hatte, sind laut Sexarbeiterin Sissi eingetreten.
Jedoch hat Sissi schon damals vor dieser Maßnahme gewarnt (die „Krone“ berichtete). Denn die Kontrollpräsenz der Behörden seien „geschäftsstörend“. Der April habe das schlechteste Geschäft seit jeher gebracht. „So schlecht war es nicht mal mit den eingeschränkten Öffnungszeiten im Lockdown“, so die knapp 60-Jährige im Gespräch mit der „Krone“ am Samstag. Und: „Die kleinen Bordelle brechen weg und die großen versuchen, den Markt an sich zu reißen.“
Die kleinen Bordelle brechen weg und die großen versuchen, den Markt an sich zu reißen.
Sexarbeiterin Sissi
Forderung nach Behörden-Schulungen
Sämtliche Sicherheitsvorkehrungen und Maßnahmen würden nichts helfen, wenn die Betroffenen nicht miteinbezogen werden. Darüber hinaus fordert Sissi von der Politik: „Es bräuchte Sensibilisierung und Menschenrechtsschulungen für Behördenvertreterinnen in allen Bereichen und Entkriminalisierung – nur so kann Vertrauen aufgebaut werden.“
Es gibt viele weitere Probleme in der Szene, die angegangen werden sollten. So sei der Druck auf Sexarbeiterinnen generell durch die wirtschaftliche Schieflage gestiegen. Und wirtschaftlicher Druck ist ein Nährboden für Gewalt: Frauen sind gezwungen, in Partnerschaften zu bleiben, können ihren Arbeitsplatz nicht wechseln und schlittern somit immer tiefer in Abhängigkeiten.
Geschäftsverlagerung in „unsichtbaren Bereich“
Darüber hinaus hat die Verunsicherung der Kunden zur Folge, dass sich das Geschäft in den „unsichtbaren Bereich, also in die Illegalisierung“ verlagert.
Die Sängerin Elisabeth de Roo will nun mit einem Liederabend ein Zeichen gegen die soziale Ächtung von Sexarbeiterinnen setzen und damit auf ihre Probleme aufmerksam machen. Die 35-Jährige hat dafür insgesamt 98 Sexarbeiterinnen in Österreich und Deutschland interviewt. Aus diesen Gesprächen entstand schließlich ein Stück, dass nun am 10. Mai im Schauspielhaus in Salzburg aufgeführt wird.
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