Positive Reaktionen

Tierschützer begrüßen neue Hürde für „Welpenmafia“

Tierecke
21.09.2021 09:14

„Wir freuen uns über diesen wegweisenden Schritt in die richtige Richtung“, lautet nur eine der Reaktionen auf die geplante Novellierung der Binnenmarktverordnung, nach der Hunde künftig erst ab der 16. Woche und nach verpflichtender Tollwutimpfung  nach Österreich importiert werden dürfen. Damit reagiert Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein auf den während der Pandemie geradezu explodierten illegalen Welpenhandel und schließt eine Lücke im Gesetz.

Bislang ist es in Österreich möglich, Hunde- und Katzenwelpen ohne Tollwutimpfung bereits ab einem Alter von acht Wochen ins Land zu verbringen. Dafür muss der Verkäufer lediglich bescheinigen, dass das Tier seit seiner Geburt an dem Ort gehalten wurde, an dem es geboren ist, ohne mit wildlebenden Tieren in Kontakt gekommen zu sein. Dank dieser Ausnahmeregelung hatten unseriöse professionelle Welpenhändler bislang leichtes Spiel, ihre oftmals kranken und aus zweifelhaften Quellen stammenden Tiere zum Verkauf nach Österreich zu bringen. Mit dem Schließen der Gesetzeslücke setzt Minister Mückstein ein wichtiges Zeichen im Kampf gegen den illegalen Welpenhandel.  

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Der illegale Welpenhandel ist durch die COVID-19 Pandemie explodiert.

Veronika Weissenböck, Kampagnenleiterin von „Vier Pfoten“ Österreich

Der erst kürzlich aufgetretene Tollwut-Fall durch einen nicht geimpften Hund in Deutschland mache erneut deutlich, wie überfällig es ist, die Ausnahmeregelung endlich zu streichen, so die Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ in einer Aussendung. „Wir freuen uns und hoffen auf eine rasche Umsetzung der geänderten Binnenmarktverordnung. Vor allem fordern wir aber auch einen konsequenten Vollzug durch die Behörden, denn der Welpenhandel ist nicht zuletzt durch die COVID-19 Pandemie explodiert. Es bleibt noch viel zu tun, um künftig unschuldige Tiere vor dem skrupellosen Geschäft zu schützen“, sagt Veronika Weissenböck, Kampagnenleiterin von „Vier Pfoten“ Österreich. 

Czernohorszky fordert weitere Maßnahmen
Auch Wiens Tierschutzstadtrat Jürgen Czernohorszky zeigt sich erfreut: „Wir sind in Wien schon seit Jahren darum bemüht, den Handel von ungeimpften Hunden unter 15 Wochen einen Riegel vorzuschieben. Erst letzten Juni haben wir in der Konferenz der LandesveterinärreferentInnen ein gemeinsames Ersuchen an Minister Mückstein zu diesem Thema gerichtet.“ Bereits seit Ende April war es nach dem neuen EU-Tiergesundheitsrecht verboten, sich als Privatperson Hunde und Katzen aus dem Ausland liefern zu lassen. Solche Fälle seien von der Wiener Veterinärbehörde kontrolliert und ausnahmslos zur Anzeige gebracht worden.

Weitere Maßnahmen müssten aber folgen: „Zur Regulierung des legalen Tierhandels bedarf es mehrerer Maßnahmen auf Bundesebene: Und zwar eine Änderung des Bundestierschutzgesetzes und eine Erfassung aller österreichischer Züchter - gewerblich und private- in einer Datenbank, damit eine lückenlose Kontrolle für die Behörden möglich ist und auch das Feilbieten auf Internetplattformen nur mehr solchen registrierten Züchtern möglich ist!“

„Wir sind sehr froh darüber, dass die Politik den dringenden Handlungsbedarf erkannt hat und unserer Forderung nachkommt, die in Österreich geltende längst nicht mehr zeitgemäße Ausnahmeregelung bezüglich der Einfuhr von nicht gegen Tollwut geimpften Hunden zu kippen“, sagt auch Eva Persy, Leiterin der Tierschutzombudsstelle Wien. Die Anzahl von an Parvovirose erkrankten Welpen – einer für solche Auslandstiere typischen, oftmals tödlich verlaufenden Infektionskrankheit – sei alleine auf der Veterinärmedizinischen Universität Wien um 40 Prozent gestiegen. Um weitere Möglichkeiten zu schaffen, rigoros gegen illegale Anbieter vorzugehen, fordert die Tierschutzombudsstelle Wien eine Anpassung der Regelungen für das öffentliche Anbieten von Tieren im Internet im Tierschutzgesetz.

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Die Suchanfragen zum Thema ‘Welpen kaufen‘ sind während Corona um 120 Prozent gestiegen.

Eva Persy, Leiterin der Tierschutzombudsstelle Wien

Einen konkreten Vorschlag hat der renommierte Tierschutzrechtsexperte Wolfgang Wessely im Auftrag der Tierschutzombudsstelle bereits im Dezember 2020 vorgelegt. „Mit diesem Maßnahmen-Paket, das unter anderem die Ausdehnung der Strafbarkeit auf im Ausland ansässige Welpen-Verkäufer beinhaltet, könnten die unseriösen und illegalen Händler empfindlich getroffen werden“, ist sich Eva Persy sicher. „Die Suchanfragen zum Thema ‘Welpen kaufen‘ sind während Corona um 120 Prozent gestiegen“, berichtet Persy aus den Auswertungen der Tierschutzombudsstelle Wien. „Alleine in Wien wurden rund 70 Prozent mehr Sachkundenachweise für neue Hundehalter ausgestellt.“

In der Tierschutzombudsstelle ist eine Vielzahl an Meldungen von verzweifelten Halter eingegangen, die mit kranken oder anderweitig auffälligen Tieren überfordert waren. Persy: „Sollten uns in der kalten Jahreszeit erneut Einschränkungen drohen, die manche Menschen mit der Freude über ein eigenes Tier mindern wollen, dann ist durch die geänderten Tollwutbestimmungen jetzt die Hoffnung da, dass wir nicht exakt das gleiche Drama erleben wie im letzten Winter.“

Entenfellner: „Wir klären unermüdlich auf!“
Auch bei der „Krone Tierecke" ist das Problem seit vielen Jahren bekannt, denn Maggie Entenfellner und ihr Team helfen finanziell aus, wenn so mancher Halter die Tierarztkosten nicht mehr stemmen kann. „Um das Problem zu bekämpfen, klären wir unermüdlich über verantwortungsbewussten Welpenkauf auf und ziehen auch die Besitzer zur Verantwortung, indem wir keine Gelder zur Verfügung stellen, wenn das Tier von der sogenannen Welpenmafia stammt oder Qualzuchtmerkmale zu behandeln sind. Sonst lernt es die breite Masse nie. Dennoch muss die gesetzliche Regelung endlich präzise formuliert werden", so Entenfellner. Sie fordert, dass auch die Käufer rechtlich zur Verantwortung gezogen werden sollten.

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