„Krone“-Reportage

Triestersiedlung: „Das sind alles liebe Leute“

Steiermark
15.09.2021 07:00

Neben der Grazer Karlau liegt die berüchtigte Triestersiedlung. Wie denken die Menschen, die hier leben? Wir haben uns umgehört.

Das Gasthaus Buchmesser in der Vinzenz-Muchitsch-Straße ist eines, wie es sie kaum noch gibt. An der Wand hängen Erinnerungen an den 60. Geburtstag der Senior-Chefin, Postkarten aus dem Urlaub, Parten. Durchzechte Nächte und Tausende ausgekochte Mittagsmenüs haben sich in das hölzerne Mobiliar dieser Institution in der Triestersiedlung eingeschrieben. „Wir haben viele Stammkunden“, erzählt Ulrike Umnig. Die 47-Jährige führt das Gasthaus in der dritten Generation. „Meine Oma hat es 1955 eröffnet, nach ihr meine Mutter. Ich habe meine Kindheit hier verbracht.“ Was bewegt die Menschen im Viertel? „Am Abend beim Heimgehen habe ich Angst“, sagt Umnig. „Mehr Polizei wäre nicht schlecht.“ Außerdem ein Aufreger: die Bauwut. „Sie bauen alles zu. Die Wohnungen werden teurer.“

Der Meinung sind auch die Stammgäste, die sich an der Bar für ein Bier eingefunden haben. Einer davon ist Herr Pendel - so stellt er sich vor, ohne Vornamen. „Lange ist er noch nicht Stammgast, erst seit 40 Jahren“, sagt der Kellner und lacht. Herr Pendel wohnt seit 1978 in der Siedlung. Was er sich von der Politik wünscht? „Der St.-Johannes-Park ist wirklich schön. Aber was fehlt, ist ein Klo.“

Außerdem gebe es in der Siedlung immer mehr Ausländer. „In unserem Haus sind von 16 Parteien nur noch vier, in denen Österreicher wohnen. Aber die anderen sind eh liebe Leute.“

Die Küche macht das Schnitzel
Was Jung und Alt in der Siedlung eint, ist das Schnitzel im Buchmesser. Senior-Chefin Aloisia Umnig bereitet es zu. „Das wird nur in unserer Küche so gut, egal wer es macht“, sagt sie. Was hält sie von der Politik? „Man tritt halt auf die kleinen Unternehmen hin. Früher war es einfacher, heute braucht man für alles eine Genehmigung“ - zum Beispiel, wenn man im Garten Musik spielen will.

Elke Kahr ist hoch im Kurs
Während der Name Siegfried Nagl hier nicht auf viel Gegenliebe stößt, wird eine Politikerin immer wieder erwähnt: Elke Kahr (KPÖ). Sie komme hier vorbei, sei präsent, habe sogar bei der Renovierung ein bisschen Geld zugeschossen. „Das vergessen wir nicht“, sagt Senior-Chefin Umnig.

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