Sicherheitslehrkurs

Experte trainiert Kinder, sich selbst zu schützen

Steiermark
05.09.2021 06:00

2011 wäre ein kleines Mädchen aus der Steiermark beinahe gekidnappt worden. Seitdem erlernt Sicherheitsexperte Markus Schimpl Schülern, wie sie sich in bedrohlichen Situationen zu verhalten haben. Die „Krone“ war bei solch einem Training dabei.

Vergangener Mittwoch im steirischen Deutschlandsberg. Etwa 20 Kinder - sechs bis elf Jahre alt - stehen auf einem Wiesenstreifen in einer Sackgasse und beantworten Fragen, die ihnen Sicherheitsexperte Markus Schimpl stellt.

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Eine gebückte Haltung vermittelt Schwäche.

Sicherheitsexperte Markus Schimpl

„In welche Richtung seht ihr zuerst, wenn ihr eine Straße überquert?“ „Wie reagiert ihr, wenn ihr Angst habt?“ „Was würdet ihr tun, wenn ein knurrender Hund vor euch steht?“ „Ich möchte“, so Schimpl, „meine Schützlinge dazu bringen, selbst die richtigen Antworten zu finden - um folglich in Extremsituationen adäquat reagieren zu können.“ Sicherheit im Straßenverkehr, Angriffe von Menschen und Tieren abzuwenden, nicht in die Hand von Kriminellen zu fallen - das sind die großen Themen des 50-Jährigen.

Themen, zu denen er immense Erfahrung hat; die der Ex-Jagdkommando-Ausbildner des Bundesheers bei Einsätzen in mehr als 35 Ländern als Personenschützer und Sicherheitsmanager militärisch und zivil mit professionellen Methoden zu bekämpfen erlernt hat.

Elf Entführungen wurden bereits verhindert
Ein Wissen, das er seit vielen Jahren weitergibt, an Menschen fast aller Altersgruppen. Und seit 2011 auch an Volksschulkinder. Nachdem ein siebenjähriges Mädchen aus der Weststeiermark beinahe gekidnappt worden wäre und seine Lehrerin Markus Schimpl danach ersucht hatte, ihre Klasse in Selbstverteidigung zu unterrichten. „Daraus“, so Schimpl, „ist mittlerweile ein Mega-Projekt geworden.“ Mehr als 40.000 Erst- bis Viertklässler aus ganz Österreich wurden bereits von ihm geschult, elf Entführungen dadurch - nachweislich - verhindert.

Was er die Kleinen lehrt? „Zunächst mache ich ihnen klar, wie wichtig es ist, immer die Augen offenzuhalten, das Umfeld zu beobachten - und beim Gehen nicht auf den Boden zu schauen. Dadurch können nämlich Gefahrensituationen schon früh erkannt werden, und außerdem vermittelt eine aufrechte Körperhaltung Selbstbewusstsein.“

„Bauchgefühle“ sollten nicht ignoriert werden
Weiters sei von extremer Bedeutung, auf „Bauchgefühle“ zu achten: „Denn wir alle spüren in der Regel, wenn etwas seltsam ist; ein eventueller Angreifer unseren Weg kreuzt, ein Fremder - oder auch jemand, den wir gut kennen - sich auffällig benimmt.“ Im Fall, dass ein erwähltes Opfer verfolgt wird, soll es zum Beispiel die Straßenseite wechseln; oder zu laufen beginnen und sich dabei seiner Schultasche entledigen, um den Täter zum Stolpern darüber zu bringen.

Die adäquate Reaktion auf Lockversuche
Lockversuche, in ein Auto zu steigen - etwa unter der Vorgabe, Süßigkeiten zu bekommen -, könnten meist durch Abstandhalten und eindeutig abwehrende Worte abgeblockt werden. Und stets sei das oberste Gebot: „So ruhig wie möglich - und damit potenzielle Täter in falscher Sicherheit wiegend - vertraute Erwachsene zu Hilfe holen. Und dann in deren Beisein detaillierte Meldungen bei der Polizei machen.“

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Nur ein nicht stattgefundener Kampf ist ein gewonnener.

Sicherheitsexperte Markus Schimpl

Zudem warnt der Sicherheitsexperte - speziell natürlich Kinder, wegen ihrer körperlichen Unterlegenheit - davor, sich auf physische Auseinandersetzungen einzulassen: „Weil nur ein nicht stattgefundener Kampf ein gewonnener ist.“ Dem Mentaltraining folgen praktische Übungen: Bedrohliche Situationen werden nachgestellt, wobei getestet wird, ob die Buben und Mädchen fähig sind, die zuvor vermittelten Erkenntnisse in die Realität umzusetzen.

Nach dreieinhalb Stunden Schulung ist Markus Schimpl mit dem Ergebnis seiner Arbeit zufrieden. Seine Schützlinge dürften sich, so scheint es, in Hinkunft ziemlich gut selbst beschützen können.

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