Josef Eder aus Burgau

Steirischer Frisör feiert als Bildhauer Erfolge

Steiermark
28.08.2021 09:00

Tagsüber macht Josef Eder aus Burgau im Frisörsalon seinen Kunden die Haare schön. In der Nacht zieht er sich in eine alten Schmiede zurück und kreiert fantastische Skulpturen. Vor allem in der Sportwelt sind seine schrillen, schrägen und schelmischen Ideen sehr beliebt.

Wer zwischen Burgau und Stegersbach unterwegs ist, trifft allerorts auf die kunterbunte Kunstwelt von Josef Eder. Da ein Riesen-Fahrrad am Hauptplatz, dort der Fettprotz vor dem Hotel oder ein Kunstgesicht am Golfplatz. „Tagsüber wird frisiert, aber am Abend bin ich immer in meiner uralten Schmiede und hauche meinen Figuren Leben ein“, strahlt der lustige Typ der ernsten Moderne, der über Irrwege zu seiner Berufung gefunden hat.

Um dem Willen seines Vaters zu entsprechen, ging es nämlich in die landwirtschaftliche Schule, dann in die Tischlerlehre. Schlussendlich hätte der Jugendliche auch die Transportfirma übernehmen sollen. Nach einigen Torturen mit Bagger und Lkw - „ich war unter den Fernfahrkollegen stets der Dodel vom Dienst“ - zog er die Notbremse und fing mit 22 Jahren eine Friseurlehre an. „Das war hart. Ich musste mich mit einem Hilfsarbeitermindestlohn über Wasser halten.“

Künstlerische Berufung
In dieser Zeit entdeckte er auch seine künstlerische Berufung. „Die von mir angefertigte Friseur-Deko wollten die Kunden kaufen, dann auch meine ersten Bilder.“ Der Drang viel Größeres zu schaffen, führte den Oststeirer in den Steinbruch St. Margarethen, um auf „einem Riesenmugl loshämmern zu können“. Diese Experimentierfreude ist bis heute geblieben. Neben Metallskulpturen fertigt Eder auch Figuren aus Bronze, Polyester und Textilien. „Wenn ich ausrechne, was ich schon alles an Material ausprobiert habe, könnte ich damit einen Rohbau aufstellen“, lacht Eder, dem es um die Wertschätzung geht und nicht um das Geld, das er verdient.

Franz Beckenbauer verehrt den Bildhauer
Die erwünschte Anerkennung kam mit der Fußball-EM 2008, die eine Hundertschaft an Sportjournalisten nach Stegersbach brachte. Der Friseur kam nicht nur zum Haareschneiden, sondern präsentierte bauernschlau seine Fußballerskulpturen. Im Nu war der Autodidakt in aller Munde und in allen Medien. „90 Prozent meiner verkauften Skulpturen haben mit Sport zu tun.“

Die Sportprominenz wie Franz Klammer, Michi Kirchgasser, Sepp Maier oder Franz Beckenbauer haben einen „echten Eder“ zuhause stehen, meist als skurrilen Stehtisch mit den auffälligsten Beinen der Welt. „Ich sammle Lederhosen und als ich viele Schaufensterpuppen geschenkt bekommen habe, habe ich daraus lebendige Stehtische kreiert.“ Eine grandiose Idee, die bei angesagten Sportevents und Golfturnieren für Gesprächsstoff sorgt und sich bestens verkaufen lässt. „Ich fahre mit vollgepacktem Auto zu den Galas und komm leer wieder zurück“, freut sich Eder über den Zuspruch, den der Burgauer auch zuhause im Kunstgarten erfährt.

Die Seelen der Auftraggeber
Neben grazilen Kunstfiguren parkt hier auch ein 118 Jahre alter Eisenbahnwagon, der zum Rückzugsgebiet für das kreative Schaffen wird. „Ich habe oft schlaflose Nächte, denn in den Skulpturen muss die Seele der Auftraggeber spürbar sein.“

Seit Corona schneidet er Haare auf der Straße
Ein Anspruch, der den Künstler oft an den Rand der Verzweiflung bringt, wenn der Geistesblitz nicht kommen will. Diesen hatte der Skulpturenkünstler auch als leidgeprüfter Friseur, der seinen Salon in der Corona-Zeit kurzerhand auf die Straße verlegte. Heizstrahler und Sitzheizungen sorgen dafür, dass dieses Open-Air-Haareschneiden auch nach dem Sommer bleibt.

Und wie grenzenlos kreativ kann Meister Eder als Haarkünstler sein? „Da hätte ich zu meinen vielen Berufen auch noch das Zaubern lernen müssen. Aus einem Esel kannst du auch kein Rennpferd machen.“

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