Festnahmen in Istanbul

Polizei geht mit Tränengas gegen Pride Parade vor

Ausland
27.06.2021 09:37

Am Samstag haben sich in Istanbul Hunderte Menschen zur Pride Parade versammelt - trotz Demonstrationsverbot und massivem Polizeiaufgebot. Die Exekutive setzte Tränengas gegen die Demonstranten ein, die durch das europäische Zentrum der Stadt liefen. Auch sollen Plastikgeschosse in die Menge gefeuert worden sein. Mehrere Menschen wurden festgenommen.

Unter dem Motto „Die Straße gehört uns“ hatten verschiedene Zusammenschlüsse zu der Parade aufgerufen. Die Protestierenden kritisierten unter anderem ein zunehmend LGBTQI+-feindliches Klima im Land. LGBTQI+ steht für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans-, queere und intersexuelle Menschen und das Pluszeichen als Platzhalter für weitere Identitäten.

Hassverbrechen werden nicht bestraft
„In der Türkei sind wir seit 2015 mit einem radikalen Wandel der Regierungspolitik gegenüber LGBTQI+ Menschen konfrontiert. Der Staat hat den LGBTQI+-Menschen sozusagen den Krieg erklärt“, sagte Yildiz Tar von der Organisation Kaos GL der Deutschen Presse-Agentur. Die Regierung übe eine Politik aus, die darauf abziele, die Feindschaft gegenüber LGBTQI+ im „gesamten Volk zu verbreiten“. Hassverbrechen würden nicht bestraft und nähmen stetig zu. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat LGBTQI+ in der Vergangenheit immer wieder verbal angegriffen.

Utensilien in Regenbogenfarben beschlagnahmt
Zu Beginn der Woche war in Istanbul zudem ein Picknick anlässlich der sogenannten Pride-Week untersagt worden. Mehreren Berichten zufolge beschlagnahmte die Polizei Utensilien in Regenbogenfarben. Im vergangenen Jahr hatte das Handelsministerium angeordnet, Produkte mit Regenbogenfahnen und anderen Symbole für sexuelle und Gender-Vielfalt als ungeeignet für Menschen unter 18 Jahren zu kennzeichnen.

Journalist erstattete Anzeige gegen Polizisten
Zu den Festgenommenen zählt auch ein Fotograf der Nachrichtenagentur AFP. Wie auf Bildern in den Online-Netzwerken zu sehen war, wurden Bülent Kilic bei seiner Festnahme von Polizisten auf den Boden gedrückt. Kilic wurde am Samstag stundenlang auf einer Istanbuler Polizeiwache festgehalten, bevor er am Abend wieder freigelassen wurde. Kilic hat wegen seiner „gewaltsamen Festnahme“ nach eigenen Angaben Anzeige gegen die beteiligten Polizisten erstattet. AFP protestierte gegen die gewaltsame Festnahme des Fotografen, der nur seiner „Arbeit als Journalist“ nachgegangen sei.

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