„Betreiber gewechselt“

Verwirrung um Online-Auftritt der Islam-Landkarte

Politik
03.06.2021 09:08

Die umstrittene Islam-Landkarte, die mehr als 600 islamische Organisationen in Österreich erfasst und näher beleuchtet, sorgt seit ihrer Vorstellung für Wirbel. Am Donnerstag mussten die Funktionen der Internetseite vorübergehend deaktiviert werden. Wurde zunächst die jüngste öffentliche Empörungswelle gegen das Projekt als Grund vermutet, stellte der Initiator der Karte - Ednan Aslan von der Universität Wien - gegenüber krone.at klar, dass ein Wechsel des IT-Betreibers der Auslöser war. „Es handelt sich lediglich um eine kurzzeitige Unterbrechung. Sobald diese Änderungen vorgenommen wurden, wird das Projekt wieder online gehen“, so Aslan.

„Aufgrund der aufgeheizten Stimmung und der Drohungen der letzten Tage ist es zu einem Wechsel des IT-Betreibers der Plattform gekommen. Daher mussten die Funktionen auf der Seite vorübergehend deaktiviert werden. Selbstverständlich wird die Landkarte nicht offline genommen“, versicherte Aslan. Es sei jedoch möglich, dass die Suchfunktion vermutlich bis kommende Woche nicht genützt werden könne.

Diskussion über Registrierung
Der Zugang zu der Website wird künftig womöglich nur noch über eine Registrierung möglich sein, erklärte Mouhanad Khorchide, Leiter des Beirats der Dokumentationsstelle Politischer Islam. Aslan bestätigte, dass es Überlegungen in Richtung eines Anmeldesystems gebe. „Klar ist aber, dass die volle Transparenz und der Zugang zu den Informationen nicht eingeschränkt werden darf.“ Es werde nun auch Uni-intern diskutiert, was hier die beste Lösung sei.

„Lassen uns die Arbeit nicht zunichtemachen“
Offline genommen werde die Karte jedenfalls nicht, betonte Aslan abermals: „Wir lassen unsere wissenschaftliche Arbeit weder durch rechtsextreme Vereinnahmung noch durch islamistische Drohungen zunichtemachen“, unterstrich er. Er bedauere es jedoch, „dass es in den letzten Tagen vermehrt zu politischer Instrumentalisierung gekommen ist und dass mittlerweile auch verschiedenste Rechtsextremisten den Zweck dieses Projektes völlig konterkarieren“.

„Warnschilder“ brachten das Fass zum Überlaufen
Konkret bezog er sich auf die am Mittwoch von rechten Provokateuren angebrachten „Warnschilder“ in der Nähe von islamischen Einrichtungen. Die selbst gebastelten Tafeln wurden von der Polizei zum Teil sichergestellt, die Ermittlungen übernahm der Verfassungsschutz. Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP) verurteilte die Aktion. Kritik kam zudem von der Islamischen Glaubensgemeinschaft und der SPÖ. Auch für Aslan seien solche Aktionen „erschütternd und verstörend“, er verurteile die Aktionen „auf das Schärfste“.

Aslan betonte in seinem Statement, dass die Islam-Landkarte eine „differenzierte Diskussion über das islamische Leben in Österreich ermöglichen und einen positiven Beitrag leisten“ solle. „Es soll die Vielfalt des islamischen Lebens in Österreich aufgezeigt werden - in all seinen Schattierungen.“

„Es braucht eine sachliche Debatte über den Islam in Österreich“
Aslan bekräftigte bereits im #brennpunkt-Talk auf krone.tv am Mittwoch, dass es eine sachlichen Debatte über den Islam in Österreich brauche. „Die Islam-Landkarte kann dazu einen sinnvollen Beitrag leisten. Nicht zuletzt tat sie das bereits seit ihrer ersten Veröffentlichung 2012. Dass die Erweiterung dieses Projektes derartige Diskussionen hervorruft, bedauere ich sehr. Ich fordere alle Seiten zur Rückkehr zu einer sachlichen, wissenschaftlich fundierten Diskussion auf“, so Aslan.

#brennpunkt-Talk: „Debatte wird Muslimen eher helfen“

Grüne: „Es braucht jetzt eine Ruhephase“
Die Grüne Integrationssprecherin Faika El-Nagashi meinte in einer Aussendung: „Es braucht jetzt eine Ruhephase, in der das Projekt offline genommen und grundlegend überarbeitet wird.“ Sicherheit, Datenschutz und der Dialog mit den Betroffenen müssten in die DNA dieses Projekts eingebaut werden. 

Auch Ministerin Raab wegen Islam-Landkarte bedroht
Für das Projekt Islam-Landkarte gab es bisher von vielen Seiten Kritik. Ministerin Raab wurde ebenso wie Aslan und Khorchide bedroht. Das BVT ermittelt.

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