Feilen an Lockerungen

Bald wieder: Beim Wirt zu acht bis Mitternacht

Österreich
28.05.2021 09:51

Die Chöre oder Musikkapellen sollen wieder proben können, die Menschen bis Mitternacht im Restaurant sitzen dürfen - diese Lockerungen, die ab dem 10. Juni gelten sollen, dürften zu Mittag verkündet werden. Am Vormittag stimmen sich Bundeskanzler und Gesundheitsminister mit Experten und allen neun Landeshauptleuten ab, die anlässlich dieser großen Öffnungsverkündung persönlich ins Bundeskanzleramt nach Wien gekommen sind. Von Gastronomie über Hotellerie bis zu Musikvereinen sind die Betroffenen erleichtert über die zu erwartenden neuen Regeln.

Die Positionen der Landeshauptleute sind klar: Vorarlbergs Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) berichtete, man habe die Öffnungen bereits mit Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) intensiv beraten. In Vorarlberg, wo die Gastronomie und Kultur seit Wochen offen sind, habe sich gezeigt, dass breite Öffnungen mit Begleitmaßnahmen möglich seien. „Es braucht Vernunft und Mut. Beides ist notwendig.“ Besonders wichtig seien das Öffnen des Vereinswesens, und die 20-Quadratmeter-Regelung „muss weg“, sagte Wallner, der sich auch Erleichterungen für die Angestellten in der Gastronomie und im Handel wünscht, die stundenlang FFP2-Masken tragen müssen.

Kärnten und Steiermark raten weiterhin zu Vorsicht
Er begrüße die durchgesickerten Pläne, aber die Öffnungen sollten „vernünftig und überlegt“ erfolgen, sagte Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ). Das Motto solle lauten: „Jeder Öffnung wohnt die Vorsicht inne“, betonte er einmal mehr. Heute werde man „einen wesentlichen Schritt in Richtung Normalität und Freiheit setzen“, freute sich der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP). Aber auch er mahnte, dass man weiterhin vorsichtig bleiben müsse. „Das Virus ist noch nicht besiegt.“

Lockerungen ab 10. Juni - rechtzeitig zur Fußball-EM
Im Vorfeld des Gipfels wurde wie immer gemunkelt, gefordert und - wie es auf Neudeutsch so schön heißt - geleakt. Nun sollen die guten Neuigkeiten im Anschluss an die Beratungen zwischen Kanzleramt, Gesundheits- und Tourismusministerium, Landeshauptleuten und Gemeindebund, die um 9 Uhr begonnen haben, doch noch gemeinsam verkündet werden. Aus Regierungskreisen war aber schon am Donnerstag zu erfahren, dass die Lockerungen mit 10. Juni in Kraft treten werden - einen Tag vor Beginn der Fußball-Europameisterschaft.

Die Details:

  • Die Sperrstunde soll bis Mitternacht verlängert,
  • die Personenbeschränkung erweitert werden. So sollen im Innenbereich acht, draußen 16 Personen an einem Tisch Platz nehmen dürfen.
  • Abstand und Maske sind innerhalb dieser Gruppen dann nicht mehr erforderlich.
  • Eine große Erleichterung soll für Chöre und Musikvereine kommen: Proben sollen unter Einhaltung der drei G möglich sein - die Quadratmeter-Regel soll fallen.
  • Auch in Handel, Freizeitbereich, Kultur und Sport soll die Quadratmeter-Regel von 20 auf zehn Quadratmeter reduziert werden.

Offen war am Donnerstag noch, wie es um eine Lockerung der Maskenpflicht draußen steht - etwa in Fußballstadien oder bei Vereinsfeiern mit bis zu 50 Personen ohne zugewiesenen Sitzplatz. Darunter fallen aktuell auch Hochzeiten, weshalb man zwar für die Feier zusammenkommen, aber nicht gemeinsam essen darf.

Sperrstunde um Mitternacht
Die Verlängerung der Sperrstunde jedenfalls ist der große Wunsch der Gastronomie. Für Luke Walter, Inhaber des Restaurants Lichtblick und der Bar 360 Grad in Innsbruck, ist das der einzig logische Schritt: „Zum einen natürlich aus wirtschaftlichen Gründen, zum anderen weil die Menschen um 22 Uhr nicht schlafen gehen, sondern im Privaten weiterfeiern - und dort gibt es keine Regeln mehr“, betont der Gastronom. In den Betrieben werde hingegen streng auf die Auflagen geachtet.

Beim Abpfiff im Gastgarten
„Die Verlängerung der Sperrstunde ist ein erster wichtiger Schritt“, sagt auch Peter Jungreithmair, Geschäftsführer des Welser Stadtmarketings. Denn statt bei Massenveranstaltungen wird heuer die Fußball-EM großteils beim Wirt ums Eck geschaut werden. Alleine in Wels wird man 10.000 Public-Viewing-Plätze in Gastgärten zur Verfügung stellen. Durch die Lockerungen können die Fußballfans immerhin auch die Spiele mit Anpfiff um 21 Uhr fertig anschauen.

Perspektiven für die Nachtgastro
Es ist die wohl mit am schlimmsten betroffene Branche: Seit 15 Monaten stehen die Discos dieses Landes still. Der Sprecher der Nachtgastro, Stefan Ratzenberger, fordert deshalb einmal mehr einen klaren Plan, denn: „Die Ausweitung der Sperrstunde allein führt für uns zu keinerlei Verbesserung.“ Zumal Discos gesetzlich geregelt erst um 22 Uhr öffnen dürfen. Er fordert eine Aufhebung des Konsumationsverbots an der Bar und ein Ende der Maskenpflicht bei Bewegung im Lokal sowie eine Verlängerung der Hilfen.

Für Chöre und Co.: Drei G statt Quadratmeter
Aktuell können Proben von Musikvereinen und Chören nur unter „sehr schweren Bedingungen“ stattfinden - es greift die 20-Quadratmeter-Regel. Bei einem Chor wie den Gumpoldskirchner Spatzen aus Niederösterreich mit 40 Kindern brauche man dazu ganze Hallen, erklärt der Vorstand des Chores Jürgen Beilein. Das Problem: Die Chorleiterin hört dann kaum noch, wer wie singt. „Und für die Kinder fällt das Miteinander weg“, so Beilein. Das dürfte sich bald ändern.

Mehr Platz für Wellness
Vier Wünsche habe die Hotellerie, sagt deren Präsidentin Michaela Reitterer. „Den Wegfall der 20-Quadratmeter-Regel im Wellnessbereich, eine Reduktion des Zwei-Meter-Abstands, den Umstieg auf den normalen Mund-Nasen-Schutz und eine verlängerte Sperrstunde.“ Manche der Wünsche dürften heute erhört werden, das dürfte vor allem die Thermen und Wellnesshotels freuen. Reitterer gibt sich zudem bescheiden: „Es muss ja nicht alles auf einmal sein, aber eine Perspektive wäre schön.“

Hochzeit mit Speis und Trank
Eine Hochzeit ohne Speis und Trank? „Das ist natürlich kein richtiges Fest“, sagt Hochzeitsplanerin Kerstin Palla aus Vorarlberg. Manche Paare seien nun schon beim dritten Anlauf, es gebe einen regelrechten Hochzeitsstau. Die Branche wünscht sich Erleichterungen, denn „die 3-G-Regel nimmt jeder in Kauf“, so Palla, „aber nach der Trauung direkt aufstehen und gehen, das ist nicht schön“.

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