Pflegedrama vor Kadi

Gebrechlichen Mann gekratzt und Mutter geschlagen

Tirol
15.04.2021 07:00

Weil sie ihren pflegebedürftigen Mann über vier Jahre hinweg misshandelt und ihre ebenfalls gebrechliche Mutter geschlagen und geschubst hat, musste sich eine 66-jährige Tirolerin am Mittwoch vor dem Landesgericht Innsbruck verantworten. Die Reue der Angeklagten war groß - sie sei immens überfordert gewesen, sagte sie.

„Ich habe mich aufgeopfert für meinen Mann und meine Mutter“, schluchzte die Angeklagte unter Tränen. „Sperrt’s mich doch ein dafür, dass ich sie gepflegt habe!“ Der 66-Jährigen wurde vorgeworfen, ihren kranken Mann von 2016 bis 2020 mehrfach beschimpft und gekratzt zu haben. Außerdem soll sie ihre damals 89-jährige Mutter mit einem Schlag und Stoß schwer verletzt haben.

„Bin selbst schwer krank“
Trotz seiner Inkontinenz habe sich ihr Mann nicht von ihr waschen lassen wollen. „Alles war voller Kot“, schilderte die Frau weinend. Sie selbst ist in Invaliditätspension. Sogar frisch operiert habe sie für ihren Gatten und ihre Mutter sorgen müssen. Beide wohnten mit ihr im selben Haushalt.

Große Überforderung
Als die Corona-Pandemie ausbrach, sei jegliches Unterstützungspersonal ausgefallen - und sie plötzlich mit der Pflege von zwei Angehörigen ganz allein gewesen. „Es tut mir schrecklich leid. Ich habe das alles nicht gewollt“, wiederholte die Angeklagte vehement. Auch nachts sei sie für die beiden aufgestanden. Als sie ihre Mutter geschlagen und geschubst hat, sei sie 36 Stunden wach gewesen. „Und immer hat sie auf mich eingehackt“, schilderte die 66-jährige Pensionistin.

Viele Milderungsgründe
Die Angeklagte wurde schlussendlich zu einer Geldstrafe von 2800 Euro verurteilt, die bis Jahresende zu zahlen ist. Das Urteil ist rechtskräftig. „Eine Strafe habe ich eh schon bekommen“, meinte sie: Ihr Mann ist inzwischen verstorben.

Melina Mitternöckler, Kronen Zeitung

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