Bachbett trocken

Harte Zeiten für Urforelle im Ziller

Tirol
27.03.2021 06:00
Auf mehr als einen Kilometer Länge ist der Ziller unterhalb der Staumauer des Verbund-Kraftwerks völlig ausgetrocknet – obwohl die EU-Wasserrahmenrichtlinie die Abgabe von Restwassermengen eigentlich vorgibt. Das gefährdet die Wiederansiedlung der Tiroler Urforelle, die der Fischereiverband mit hohem Aufwand betreibt. Landesumweltanwalt-Stv. Walter Tschon fordert rasches Handeln.

Der Tiroler Fischereiverband hat sich im Rahmen des Artenschutzprojektes „Tiroler Urforelle“ das hohe Ziel gesteckt, die vom Aussterben bedrohte heimische Bachforelle („autochthone Bachforelle oder Urforelle“) in geeigneten Tiroler Gewässern wieder anzusiedeln.

Artenschutzprojekt
„Durch naturferne Verbauungen, Wasserkraftwerke und gut gemeinte, aber falsche Besatzmaßnahmen kommt die Tiroler Urforelle nur mehr in wenigen entlegenen Gewässerabschnitten vor“, erläutert Zacharias Schähle vom Fischereiverband. „Im Zuge eines Artenschutzprojektes soll ihre Verbreitung erhöht werden und so diese spezielle Bachforelle auch für die nächsten Generationen erhalten werden“, formuliert er das Ziel. Eines der ausgesuchten Gewässer: Der Ziller, Hauptlebensader des Zillertales und des Hochgebirgs-Naturparks Zillertaler Alpen.

„Erschreckend, wie mit Fluss umgegangen wird“
Doch hier haben die Fischer im Winter eine besorgniserregende Entdeckung gemacht: Der Fluss ist unterhalb der Zillergründl-Staumauer komplett ausgetrocknet. „Erst durch zwei Seitenbäche füllt sich das Bachbett wieder“, erklärt Schähle. „Es ist erschreckend, wie rücksichtslos mit dem Fluss umgegangen wird und wie der Verbund als Kraftwerksbetreiber das Sterben der Fische und anderer Bachlebewesen einfach hinnimmt!“, sagt Christoph Dornauer, Fischer am betroffenen Abschnitt. Er ist auch deshalb empört, weil mit der Trockenlegung das mühsam aufgebaute Artenschutzprojekt wortwörtlich den Bach hinuntergegangen ist. Und: Der Ziller ist kein Einzelfall.

Restwassermenge ist gesetzlich geregelt
„Es gibt durchaus weitere Wasserkraftwerke in Tirol, an denen die Betreiber immer noch keinen Tropfen Wasser an die Bäche abgeben“, erklärt Schähle. Dabei fordert die EU-Wasserrahmenrichtlinie, die auch in Österreich seit 20 Jahren gilt, ausreichende Restwassermengen. „Bei anderen Standorten setzt der Verbund umfassende ökologische Maßnahmen um, die dem Fischbestand zugutekommen. Das fordern wir jetzt auch für den Ziller“, erklärt der Fischereiverband.

Verbund: „Wir halten Verpflichtungen ein“
Der Verbund betont in seiner Stellungnahme, „die in den Bescheiden für den gegenständlichen Bereich formulierten Verpflichtungen zu Restwasserabgaben werden und wurden stets eingehalten“. Der Speicher Zillergründl wurde in den 1980er-Jahren errichtet, der rechtliche Rahmen war ein anderer. „Ökologisch angemessene Restwassermengen sind eine dringende Notwendigkeit, rasche Umsetzungen daher ein Gebot der Stunde!“ fordert Umweltanwalt-Stv. Walter Tschon.

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