Von der unendlichen Sperrstunde wegen der Corona-Maßnahmen ist das weststeirische Schneiderwirt-Trio gleich doppelt betroffen: Die musikalischen Erben der Kern Buam sind als Musiker und als Wirte tätig und pendeln derzeit zwischen Frust und Hoffnung.
„Mir geht‘s wie dem Corona-Virus. Ich brauch jetzt einen Wirt.“ Über Corona-Witze können die weststeirischen Volksmusiker Gottfried und Manfred Pignitter sowie Markus Kern nicht mehr lachen. Zu viel ist dem Schneiderwirttrio in diesem Corona-Jahr weggebrochen.
Arbeitslos als Musiker und Gastwirt
„Gott sei Dank bin ich nicht nur arbeitsloser Musiker, sondern auch Gastwirt“, schmunzelt Gottfried Pignitter. Obwohl die Gastronomie seit 130 Tagen niedergefahren ist, nimmt es der Sohn des Kern-Buam-Posaunisten Fritz Pignitter noch gelassen: „Wenn du im Gastgewerbe arbeitest, steckst du einiges weg. Für mich ist es nicht so tragisch, da ich keine Pacht zahle und die Stammgäste zu mir stehen!“
Zufrieden zeigt sich der Schneiderwirt am Lobmingberg mit der finanziellen Unterstützung und dem zarten Licht am Ende des Lockdown-Tunnels. „Ich stehe in den Startlöchern. Im traditionellen Gasthaus habe ich einiges umgebaut, den Gastgarten und das Kern-Buam-Museum auf Vordermann gebracht.“
Erbe der Kern Buam
Im Museum wird mit Fotos, Plakaten, Ton- und Filmaufnahmen sowie Schaustücken die Erfolgsgeschichte der legendären Musiker dargestellt. Das Kern-Buam-Museum wurde vor 21 Jahren eröffnet und lockte vor Corona eine Hundertschar an Busgruppen an. „Am Muttertag gibt es den ersten angemeldeten Bus, doch ich glaube nicht, dass wir Mitte Mai alles offen haben dürfen.“
„Gesundheit wichtiger als Theater ums Geld“
Für ein baldiges Aufsperren der Gastronomie würde der frischgebackene Großvater jedoch nicht auf die Straße gehen. “Die Gesundheit meiner Familie ist wichtiger als das ganze Theater ums Geld„. Auch die künstlerische Zwangspause nimmt der Kern-Buam-Erbe gelassen. “Wir machen in der Familie Hausmusik. Die neue Schneiderwirttrio-CD mit alten Volksliedern ist fertig, ebenso die eigene Solo-CD." Die Veröffentlichung hängt jedoch davon ab, wann das Trio wieder live spielen kann.
Darauf brennt auch Manfred Pignitter. Der Mechatroniker ist in seinem Beruf „Corona-Gewinner“. Doch als Vollblutmusiker ist auch er ohne Perspektive, wann es die Rückkehr auf die Bühne geben wird können.
Dauersperrstunde
In der Doppelrolle Gastronom und Musikant erlebt Markus Kern die Dauersperrstunde. Dem Enkel von Kern-Bua Erich hat Corona die Suppe gänzlich versalzen. „Es ist blöd gelaufen. Mit Beginn der Pandemie habe ich mit meiner Frau Andrea ein Kaffeehaus in Afling gepachtet. Wir haben alles umgebaut und neu möbliert, vor einem Jahr eröffnet und am 2. November dann wieder geschlossen“.
Rasche Öffnung statt Kellerparty
In der Zwischenzeit bringt ein regionaler Genussladen ein wenig Umsatz, vom Bund kam kein Cent. „Ich lebe derzeit von der Entschädigung als Vizebürgermeister und dem Ersparten. Das gepachtete Landcafé bleibt fix zu, auch wenn Gastro-Kollegen es nicht so streng mit den Vorschriften nehmen und ihre Gäste hinter verdunkelnden Fenstern bewirten“.
Deshalb plädiert Markus Kern auf eine rasche Öffnung der Gastronomie, „damit es die Leute nicht in Massen zum Feiern in die Keller, Garagen und Partyräume treibt! “Es hat nie eine nachvollziehbare Begründung gegeben, warum die Gastronomie zusperren musste. Mit all den umgesetzten Vorschriften wäre alles in der Gastro sicherer und kontrollierbarer„, beteuert der 49-Jährige.
Kurioser Fall
Ihn selbst hat Covid-19 in kurioser Weise getroffen: “Ich bin Anfang November positiv getestet worden, doch es wurden keine Antikörper festgestellt. Jetzt weiß ich nicht, war ich wirklich an Corona erkrankt oder nicht.“
Auch in der Planung seiner Wohnzimmerkonzerte geht dem Musiker der Kern-Buam-Hut hoch. “Für Mai ist der erste Startreff mit den Nockis im Gastgarten angesetzt, doch der Termin wird wahrscheinlich wieder nicht halten. Ich hoffe mittlerweile, dass Weihnachtsfeiern möglich sind".
„Wir sind angerührt und überempfindlich“
Während einiges im Lokal bereits verdorben und zum Wegwerfen ist, warten 500 CDs mit unveröffentlichten Liedern der Kern Buam auf den Verkauf. „Die werden zum 20. Todestag von Erich Kern veröffentlicht“, hofft Enkel Markus Kern. Wie würden die Kern-Buam mit der Krise umgehen? „Mein Opa kam 1949 aus der Kriegsgefangenschaft zurück. Er wäre nicht so angerührt und überempfindlich, wie es die Menschen und Nachbarn heute sind. Diese Generation wäre viel härter im Nehmen, als wir es jetzt sind“.
Doch Gott sei Dank ist den Vollblutmusikern eine viel zu lange Zeit ohne Musik erspart geblieben.
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