"Scheinprofite"

Madoff-Opfer erhalten von Witwe 7,2 Milliarden Dollar

Ausland
17.12.2010 19:38
Im Fall des Milliardenbetrügers Bernard Madoff haben Staatsanwaltschaft und Treuhänder den bisher größten finanziellen Erfolg für die Opfer erzielt. Sie erhalten per außergerichtlichem Vergleich rund 7,2 Milliarden US-Dollar (umgerechnet 5,4 Mrd. Euro) aus dem Nachlass eines Investors, der von Madoff-Schneeballsystem profitierte.

Treuhänder Irving Picard (Bild), der sich seit Monaten mit aller Gewalt und neuerdings auch in Österreich bemüht (siehe unten bzw. Infobox), das durch den Mega-Betrug verschollene Geld aufzutreiben, hatte bis dato erst rund 2,5 Milliarden Dollar eingesammelt.

Die tatsächliche Schadenssumme für die weltweit rund 16.000 Opfer Madoffs liegt nach Schätzungen aber bei um die 50 Milliarden Dollar. Picard bezeichnete den jüngsten Erfolg als einen Vergleich, dessen Bedeutung nicht überbewertet werden könne.

7,2 Milliarden Dollar Scheinprofit erhalten
Bei dem Investor handelt es sich Jeffry Picower. Der Milliardär war im vergangenen Jahr nach einer Herzattacke in seinem Pool ertrunken. Er soll in den vergangenen 20 Jahren rund 7,2 Milliarden Dollar aus Madoffs Firma erhalten haben, als dieser in seinem Schneeballsystem die Einlagen neuer Kunden als "Profit" an alte Investoren auszahlte.

Picowers Witwe erklärte sich nun in einem Vergleich bereit, sämtliche Scheinprofite an Picard abzutreten. Im Gegenzug gibt es kein Gerichtsverfahren gegen die Frau. "Wir werden jeden Penny, den wir in 35 Jahren von Madoff erhalten haben, an die Opfer zurückgeben", erklärte Barbara Picower, deren Ehemann einen Teil des Geldes in eine karitative Stiftung überführt hatte und als Philanthropist galt.

Milliardenklage gegen Kohn und BA eingebracht
Picar macht bei seiner Suche nach den verschwundenen Milliarden seit vergangener Woche auch Jagd auf die Wiener Hochfinanz. Die Bankerin Sonja Kohn, Eigentümerin der ehemaligen Bank Medici, soll eine Schlüsselrolle bei Madoffs Machenschaften gespielt haben, sie habe den europäischen Geldadel angezapft, um stets frisches Geld in Madoffs Schneeballsystem zu pumpen, wirft ihr Picard in einer Klage vor, die er am Freitag in den USA eingebracht hat.

Kohn sei aber nicht allein gewesen, bereichert hätten sich auch die Bank Austria und deren Mailänder Mutter, die UniCredit, wie es explizit heißt. Insgesamt verlangt der Opferanwalt 19,6 Mrd. Dollar Schadenersatz - so viel wurde noch nie zuvor von einem österreichischen Unternehmen gefordert. Die Bank Austria und Kohn sehen sich als Opfer von Madoff.

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