Mega-Erdbeben

Rätsel über Ursache der Bergstürze gelöst

Tirol
17.02.2021 17:00

Über die Ursache der gigantischen Bergstürze am Tschirgant und am Fernpass konnte bisher nur gemutmaßt werden. Ein Forscherteam des Institutes für Geologie der Uni Innsbruck hat das Geheimnis nun gelüftet.

Kontroversielle Diskussionen in der Wissenschaft sind nichts Außergewöhnliches. So vertrat der ehemalige Landesgeologe Gunther Heißel vor einigen Jahren im Rahmen des Geoforums Umhausen sogar die These, dass sich am Fernpass kein Bergsturz ereignet habe, die Landschaft sei vielmehr durch Gipskarst geprägt. Für die Geologen der Uni Innsbruck ist ein Bergsturz am Fernpass (vor 4100 Jahren) so zweifelsfrei wie jener am Tschirgant vor rund 3000 Jahren. Weniger zweifelsfrei war bisher die Ursache der unvorstellbaren Gesteinsbewegungen von mehreren Millionen Kubikmetern.

Antwort in Sedimenten
Dass Starkbeben die Auslöser waren, war lediglich eine Spekulation. Eine völlig neue Methode brachte nun im Rahmen einer Studie Licht in das prähistorische Dunkel. „Interessanterweise traten viele dieser alten Bergstürze auf eher kleinem Raum auf und haben ein ähnliches Alter“, erklärt Patrick Oswald, Doktorand in der Arbeitsgruppe für Sedimentgeologie am Institut für Geologie und Studienhauptautor. Da das „Untersuchungsobjekt“ in Form der kollabierten Felshänge nicht mehr vorhanden ist, entschied das Forscher-Team, die Perspektive umzudrehen und suchte unter Wasser nach Antworten auf diese Fragen. „In den Sedimentabfolgen können wir Deformationsstrukturen finden, die durch vergangene Starkerdbeben ausgelöst wurden“, sagt Michael Strasser, Leiter der Arbeitsgruppe für Sedimentgeologie an der Uni Innsbruck.

Beziehung mit Folgen
Das Hauptaugenmerk legten die Geologen auf die massiven Bergstürze am Tschirgant, am Fernpass und am Eibsee. Dazu entnahmen sie bis zu acht Meter lange Bohrkerne aus dem Piburger- und dem Plansee und analysierten diese mittels modernster Technik. „Indem wir die Erdbeben- und Bergsturzrekonstruktionen der letzten 10.000 Jahre vergleichen, können wir beurteilen, ob diese miteinander in Beziehung stehen“, erklärt Jasper Moernaut vom Institut für Geologie. Die Ergebnisse der Innsbrucker Geologen zeigen, dass das Auftreten der großen Bergstürze am Tschirgant und am Fernpass mit besonders starken Erdbeben zusammenfällt. Aus dieser Altersübereinstimmung schließen die Forscher, dass die seismischen Erschütterungen letztlich die Bergstürze auslösten. Diese neuen Erkenntnisse wurden im renommierten Fachmagazin „Nature Communications“ publiziert.

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