Diagnose: Brustkrebs

Jung, hübsch, stark und plötzlich schwer krank

Tirol
04.02.2021 10:00

Lea (Name geändert) war 26 Jahre alt, als bei ihr Brustkrebs diagnostiziert wurde. Anlässlich des Weltkrebstages am 4. Februar gibt sie der „Krone“ einen selten ehrlichen Einblick in ihre Geschichte.

„Krone“: Wie haben Sie von Ihrer Krebserkrankung erfahren?
Lea (Name geändert): Durch Zufall. Ich habe kurz vor meinem Urlaub einen Knoten gespürt. Zuerst dachte ich: Ja ja, das bilde ich mir nur ein. Dann habe ich recherchiert und gedacht, in jungen Jahren wird das ein Fettknoten sein und nichts anderes. Ich bin in der Folge zum Arzt gegangen, der mich weiter zum Brustgesundheitszentrum überwiesen hat.

Wie haben Sie sich gefühlt?
Ich konnte es nicht glauben! Ich war doch jung und so stark und hübsch und gerade in Aufbruchsstimmung. Mein erster Gedanke war, dass ich nie Oma geworden bin und nie mein Buch geschrieben habe. Dann sind die ersten Untersuchungen losgegangen. Das war furchtbar. Sie haben es mir in einem Raum mitgeteilt, in dem es kein Licht gab. Ein Kalender stand da neben drei Computern. Mein Freund, der dabei war, hat das schneller realisiert. Er hat gleich geweint, mir hat es die Luft abgeschnürt. Erst bei den Untersuchungen kurz darauf habe ich angefangen, zu weinen.

Was hat Ihnen in der Behandlungszeit Kraft gegeben?
Ich habe mich „weggebeamt“, in eine andere Welt. Ich habe viele Serien geschaut und mich abgelenkt. Abends, wenn es mir schlecht ging, habe ich eine leichte Marihuanamilch getrunken. Das hat mir eine Pause von den Gedanken und den Schmerzen gegeben. Das hat mich in einen schöneren Zustand versetzt.

Wann haben Sie gewusst, dass alles gut werden wird?
Das weißt du nicht. Du tust etwas, von dem du hoffst, dass es wirkt. Du zitterst bei jeder Kontrolle, ob sich das alles auch gelohnt hat. Es war dann auch so, dass sehr lange nichts normal war. Es hat bestimmt drei Jahre gedauert, bis ich das Gefühl hatte, wieder hübsch, jung und stark zu sein. Man wartet auf die Augenbrauen, die aber nicht mehr zurückkommen. Und man wartet auf die Haare, die nicht mehr so zurückkommen wie vorher.

Die Nebenwirkungen von den Tabletten: Ich war geschwollen, hatte tränende Augen, Gliederschmerzen, ausgefallene Haare, ausgefallene und entzündete Nägel. Ich habe keinen Geschmackssinn mehr gehabt und keine Spucke an den Schleimhäuten, die waren ausgetrocknet. Meine Nase war immer irritiert, meine Augen taten weh - es war mühsam, etwas anzuschauen. Die Gliederschmerzen kann man sich schlecht vorstellen, wenn man das nie hatte. Das ist, als ob jemand einen Feuerball an deinen Gliedern herumschmieren würde.

Der Schmerz kommt und geht. Die Chemotherapie war dabei das Schlimmste, weil das verändert dich körperlich wirklich sehr. Die Strahlentherapie ist auch unangenehm, aber sie ist ungefähr so wie ein Sonnenbrand mit etwas Schmerzen danach. Ich hatte insgesamt sechs Chemotherapien und dann noch Hormontherapie und Antikörpertherapie, aber ich kann mich nicht mehr so genau daran erinnern, denn ich habe das alles verdrängt. Die Hormontherapie hat fünf Jahre gedauert und erst kürzlich aufgehört. Jetzt, nach sechs Jahren, fühle ich mich wieder normal.

Wie hat Sie diese Erfahrung verändert?
Ich benutze keine Deos und keine BHs mit Bügel mehr. Ich habe mehr Angst vor Arztkontrollen. Man wird sehr sensibel, wenn einen der Arzt anruft. Man verliert die Unsterblichkeit, die man sich als junger Mensch vorstellt. Sonst hat sich nicht sehr viel verändert. Man wird vom blühenden Leben künstlich in die Wechseljahre versetzt. Von einem sehr hohen zu einem niedrigen Hormonhaushalt – und dann kommt man nicht mehr mit dem Leben mit. Wenn du vorher ein aktiver Mensch warst, dann ist das sehr bitter. Ich hätte die Erfahrung natürlich nicht unbedingt nötig gehabt.

Haben Sie Ratschläge für Krebspatienten?
Ich bin keine Person, die illegale Sachen macht, aber die Marihuanamilch hat mir gut getan. Man kann alles ausprobieren, was einem gut tun könnte. Mir hat auch die Sauna gut getan, das Schwitzen und der Temperaturwechsel. Versuchen, sich zu verwöhnen - auch wenn es nicht gehen wird -, ist ein weiterer Ratschlag. Und sich mit Leuten zu umgeben, die einem gut tun und helfen können. Auf sich achten und auf seinen Körper hören.

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