Nach Verschärfung

Polen: Heftige Proteste gegen Abtreibungsverbot

Ausland
29.01.2021 09:10

In Polen haben am Donnerstagabend zum zweiten Mal in Folge zahlreiche Menschen gegen das nahezu vollständige Abtreibungsverbot protestiert. In Warschau schütteten Demonstranten rote Farbe - Rot ist die Farbe der Bewegung gegen das Abtreibungsverbot - vor dem Sitz des Obersten Gerichts aus. Mehrere Menschen, die in das Gericht eingedrungen waren, wurden von der Polizei festgenommen.

Nicht nur in der Hauptstadt Warschau, sondern auch in anderen polnischen Städten fanden Proteste gegen das weitgehende Abtreibungsverbot statt. Viele Demonstranten trugen Atemschutzmasken mit einem roten Blitz - dem Symbol der Bewegung für das Recht auf den Schwangerschaftsabbruch. Manche Protestierende entzündeten rote Leuchtgeschoße. 

Die Demonstranten trugen Transparente mit Slogans wie „Frauenstreik“, „Wir haben genug“ und „Dies bedeutet Krieg“. Mit den Protesten setzten sie sich über wegen der Corona-Pandemie geltende Versammlungsverbote hinweg.

Massenproteste seit Oktober
Das fast vollständige Abtreibungsverbot war am Mittwoch in Kraft getreten. Das Oberste Gericht hatte im Oktober die Abtreibung schwer fehlgebildeter Föten für verfassungswidrig erklärt und damit das ohnehin schon sehr restriktive Abtreibungsrecht in Polen weiter verschärft. Schon damals hatte es Massenproteste gegen diese Gerichtsentscheidung gegeben. Am Mittwoch veröffentlichte die konservative Regierung dann die Neuregelung im Gesetzesblatt, womit sie wirksam wurde.

Schon bisher hatte Polen eine der restriktivsten Abtreibungsgesetzgebungen in Europa. Frauen durften schon vor der neuerlichen Verschärfung Schwangerschaften nur abbrechen, wenn diese Folge von Inzest oder Vergewaltigung sind, ihr Leben in Gefahr ist oder der Fötus schwere Fehlbildungen aufweist.

Hunderttausende illegale Abtreibungen
In Polen gibt es jährlich weniger als 2000 legal vorgenommene Schwangerschaftsabbrüche. Frauenrechtsorganisationen schätzen jedoch, dass pro Jahr etwa 200.000 Polinnen illegal abtreiben oder dafür ins Ausland gehen. Frauenrechtlerinnen befürchten, dass diese Zahl als Folge der jetzigen Gesetzesverschärfung weiter steigen wird.

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