Buben trauern um Vater

„Täter weiß nicht, was er Kindern genommen hat“

Oberösterreich
10.01.2021 07:00

„Ich möchte den Menschen sehen, der meinen Kindern den Vater genommen hat.“ Sabrina D. wird am Freitag als Zuhörerin im Gerichtssaal in Linz sitzen, wenn sich ein 16-Jähriger aus Leonding, der ihrem Ex-Mann und dem Vater ihrer Kinder mit einem Faustschlag aus dem Leben riss, verantworten muss.

Mit ihren roten Haaren wirkt die Linzerin beim Treffen sehr tough. Aber nur auf den ersten Blick. Denn ihre Hände zittern, wenn sie auf dem Mobiltelefon nach dem letzten Foto von Daniel D. und ihren Kindern sucht. Die Stimme bricht ihr, wenn sie von ihren drei Söhnen, zwölf, zehn und sieben Jahre alt, erzählt und wie sie um ihren Papa trauern. Tränen treten ihr dabei in die Augen. „Wir waren zwar geschieden, aber er hatte ein sehr gutes Verhältnis zu seinen Söhnen und mir.“

Ein Faustschlag veränderte alles
Bis der 5. Juni 2020 alles änderte. Daniel D. und der junge Verdächtige hatten bereits im Lokal Sandburg einen Disput. Als sie an der Straßenbahnhaltestelle am Linzer Hauptplatz später wieder aufeinandertrafen, kam es zu der tödlichen Auseinandersetzung. Er habe sich bedroht gefühlt, sagte der 16-Jährige vor der Polizei aus. Der Schüler hat, laut Anklageschrift, deshalb seinem 38-jährigen Gegenüber wuchtig mit der Faust ins Gesicht geschlagen.

Opfer kam nicht mehr zu Bewusstsein
Der Familienvater erlitt eine Rissquetschwunde unter dem rechten Auge, wurde sofort bewusstlos und stürzte rücklings zu Boden. Dabei zog er sich ein Schädel-Hirn-Trauma zu und starb drei Tage später ohne nochmals das Bewusstsein zu erlangen.

Baumeister war sein Traumberuf
„Daniel war eher ein Ruhiger. Er hat viel gearbeitet und fleißig für die Baumeisterprüfung gelernt. Das war schon immer sein Traum“, ist für Sabrina D. die Schilderung aus der Anklageschrift schwer nachzuvollziehen.

Der schlimmste Moment für eine Mutter
Für die drei Söhne begann damit ein Albtraum, auch wenn sich die Mutter bemüht, ihnen zur Seite zu stehen. „Sie haben den Papa noch im Spital besucht. Er war zwar ohne Bewusstsein, aber ich glaube, das war wichtig für sie. Es war der schlimmste Moment für mich als Mutter, als ich dann drei Tage später in die Gesichter meiner Kinder schauen und ihnen sagen musste, dass der Papa jetzt im Himmel ist.“

Erinnerung an den letzten Ausflug
Geblieben sind ihren Söhnen, die den Sarg des Vaters mit kindlichen Zeichnungen verziert haben, nur schöne Erinnerungen an wunderbare Papa-Wochenenden. Der letzte Ausflug führte die vier nach Salzburg. Dort entstand auf einer Brücke auch das letzte gemeinsame Foto.

Kinder leiden unter Verlustängsten
Beim Schulanfang des Jüngsten, an Geburtstagen und zu Weihnachten war die Trauer der Kinder umso größer. „Sie leiden unter Verlustängsten. Werden schon unruhig, wenn ich nur mit dem Mistkübel rausgehe.“ Rechtsanwalt Manfred Arthofer wird die Ansprüche der Kinder im Prozess vor Richter Ralf Sigl vertreten. Sabrina D. wird als Zuhörerin an der Verhandlung teilnehmen.

Claudia Tröster, Kronen Zeitung

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