Angeklagter bestreitet

Karate-Weltmeister als Opfer einer Erpressung?

Salzburg
23.10.2020 12:12

Der Angeklagte (60) kommt - wie auch das Opfer - ursprünglich aus Aserbaidschan. Sie kennen sich aus dem Kulturverein. Und beschäftigen mit ihrem Streit die Behörden: Es geht um Verleumdung und Erpressung, um Deutsch-Prüfungen und Doping-Unterstellungen. Mit letzterem soll er den Sportler erpresst haben. Der Prozess im Landesgericht Salzburg wurde letztlich vertagt.

Er ist „das erste Mal vor Gericht“, sagt der Angeklagte im Herrenanzug – auf Deutsch. Gleich zwei Dolmetscher (für Türkisch und Russisch) sitzen im Verhandlungssaal 401 des Landesgerichtes Salzburg. Doch der Mann antwortet – zum Missfallen der Richterin – immer wieder auf Deutsch. Und das wirr.

Zeugenaussage und Freispruch

Im Grunde geht es beim Prozess um eine Aussage des Angeklagten, bei der er als Zeuge zwei Landsleute belastete - darunter eben den Weltmeister im Kempo-Ryu-Karate, der 2018 als Flüchtling mit Österreich-Fahne auf der Brust den Titel in seiner Gewichtsklasse holte. So unterstellte er den beiden Aserbaidschanern, bei der Deutsch-Prüfung betrogen zu haben, und ihn auch mit dem Tode bedroht zu haben. Ein entsprechendes Strafverfahren endete mit einem Freispruch.

Deshalb sitzt auch jetzt der Angeklagte in der Mitte des Saals: Laut dem Strafantrag soll den Kampfsportler nicht nur verleumdet, sondern ihn auch erpresst haben: Er bezichtigte ihn des Dopings und drohte, dies zu melden – sofern der Karateka nicht 30.000 Euro zahlt, heißt es.

Vereins-Obmannschaft als Streitfaktor

Laut Strafantrag zahlte der Kampfsportler auch 1000 Euro: „Weil er um seinen Karriere und seinen guten Ruf fürchtete“, erklärt Opfer-Anwalt Stefan Rieder. Doch dies und weiteres bestritt der Angeklagte: Nicht nur habe er gar kein Geld erhalten, er habe auch keines gefordert – und auch zum Vorwurf, dass er mit einer Doping-Anzeige gedroht haben soll, meinte der Mann nur: „Njet“. Aber der Aserbaidschaner erneuerte etwas wirr seine Doping-Vorwürfe gegen das Opfer. „Ich glaube nicht, dass er Karate-Weltmeister ist“, meinte er sogar trotzig.

Die Motivation und Hintergründe des Ganzen dürften mit dem Kulturverein zusammenhängen: Der Angeklagte machte auch keinen Hehl daraus, selbst gern Obmann zu sein – also jene Position, die der Karate-Champion inne hat. Der Prozess wird am 24. November fortgesetzt, entschied die Richterin.

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