Graz, Theater Quadrat:

Erfundene Traumfrau wird zur bitteren Realität

Steiermark
16.10.2020 08:30

Mit der Adaptierung von Juan Gómez Bárcenas Roman „Der Himmel von Lima“ für die Bühne ist Regisseurin Ninja Reichert im Grazer Theater am Lend ein wunderbarer Coup gelungen. Und Werner Halbedl sowie Alexander Kropsch als Möchtegern-Dichter machen den Abend zu einem fesselnden Erlebnis.

Bárcena erzählt die Geschichte zweier Möchtegern-Literaten aus reichem Haus, die im Jahr 1904, um an sein jüngstes Werk zu kommen, für den berühmten spanischen Dichter Juan Ramón Jiménez die bezaubernde Georgina Hübner erfinden und in ihrem Namen glühende Briefe an den „verehrten Freund“ schicken. Es kommt, wie es kommen muss, Juan Ramón verliebt sich und kündigt seinen Besuch an, weshalb die erfundene Traumfrau an der Schwindsucht sterben muss. Was den Dichter zu einer literarischen Höchstleistung animiert. Soweit die Komödie, die Tragödie allerdings greift ein, und die beiden peruanischen Schreiberlinge erkennen im Lauf des Briefwechsels nicht nur ihre eigene Mittelmäßigkeit, einer der beiden entwickelt auch noch eine regelrechte Obsession für die von ihm selbst kreierte Georgina.

Gelungene Dramatisierung
Ninja Reichert gelingt es, aus der Geschichte einen dramatischen Spannungsbogen zu filtern und die Vielzahl von Themen zwar anzusprechen, sich aber doch auf das Wesentliche zu konzentrieren. Gemeinsam mit Werner Halbedl als obsessivem Carlos und Alexander Kropsch als pragmatischem José erzählt sie die Geschichte als ein fesselndes Spiel, das mehr und mehr zu kippen beginnt. Unter dem Himmel von Lima tun sich zahlreiche Abgründe auf, deren größter womöglich das scheinheilige biedere Leben ist, in das sich die beiden Protagonisten flüchten.

Fesselnder Theaterabend
Eine spannende, gut erzählte Geschichte, die sich auf der Bühne dank der genauen Regie und dem hervorragenden Spiel der Akteure offensichtlich wohl fühlt. Zu sehen noch bis 20. Oktober, jeweils um 19 Uhr im Grazer Theater am Lend, Wienerstraße 58a.

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