Obwohl seiner „Ex“ die alleinige Obsorge zugesprochen wurde, schnappte ein in Tirol lebender Türke (30) kurzerhand die drei gemeinsamen Kinder - heute elf, neun und sieben Jahre alt - und flüchtete mit ihnen fast zwei Jahre lang in sein Heimatland. „Ich wollte sie vor dem Heim bewahren“, sagte der Mann nun vor Gericht. Er wurde verurteilt.
„Ich habe kein Problem damit, wenn sie die alleinige Obsorge für unsere Kinder bekommt – wenn sie sich auch um sie kümmert“, betonte der 30-Jährige vor fast genau zwei Jahren bei einer Obsorgeverhandlung am Bezirksgericht in Kufstein. Doch bereits wenige Stunden danach bereute der damals nicht anwaltlich vertretene Mann seine Entscheidung massiv. Denn plötzlich wurde ihm bewusst, dass die Kindesmutter den Nachwuchs in ein Heim stecken wollte. Nur zwei Tage nach dem Prozess setzte er die drei daher ins Auto und fuhr mit ihnen in die Türkei.
„Es war ein Fehler, aber ich hatte Angst um sie“
Über ein Jahr lang hatten die Kinder lediglich telefonischen Kontakt mit ihrer Mutter. „Sie wusste, wo sie sich aufhalten und hätte sie auch jederzeit besuchen können. Doch sie wollte offenbar nicht“, versuchte der Verteidiger aufzuzeigen, wie gleichgültig der „Ex“ seines Mandanten ihre Sprösslinge offenbar waren. „Ich habe damals nicht gewusst, was ich machen soll. Ich hatte Angst um sie“, räumte der Türke ein, einen Fehler gemacht zu haben. „Ich wollte nicht, dass sie ins Heim oder zu Pflegeeltern kommen, zumal ja auch meine Eltern sowie Oma und Opa mütterlicher Seite da waren.“
Richterin Heide Maria Paul verhängte über den bei seiner Rückkehr im Juni festgenommenen Mann – nicht rechtskräftig – acht Monate bedingte Haft und eine Geldstrafe von 2880 Euro. Die drei Kinder sind mittlerweile übrigens wieder bei der Mutter untergebracht, ein Platz im Heim blieb ihnen erspart.
Samuel Thurner, Kronen Zeitung
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB).