Rund fünf Millionen Euro fehlen Rapid an Einnahmen wegen Corona in der Kassa. Verärgerte Sponsoren drohen wegen eines sexistischen Transparents sogar mit dem Ausstieg. Klub-Boss Martin Bruckner nimmt in der „Krone“ Stellung: „Wir werden das überstehen“, sagt er.
Wie fällt Ihr Saison-Fazit aus?
Sportlich sind wir sehr zufrieden, mit Platz zwei war nicht zu rechnen. Das zeigt, dass der Weg mit den jungen Talenten erfolgreich ist.
Aber alles wird von den wirtschaftlichen Problemen überlagert - ist Rapid pleite?
Nein. Aber von allen Vereinen hat uns Corona am heftigsten getroffen. Es ist ein Unterschied, ob man 20.000 oder 3000 Fans bei den Spielen hat. Wir erlösen über 50 Prozent unserer Einnahmen am Spieltag über die VIPs, Tickets, die Gastro und das Merchandising. Jedes Geisterspiel war ein Verlust. Die TV-Gelder decken bei uns ja nur sieben Prozent des Budgets ab.
Wie hoch ist daher der Einnahmenentfall?
Exakt ist das nicht zu beziffern. Es gibt noch viele Variablen.
Rund fünf Millionen Euro?
In der Größenordnung. Da erwarten wir Unterstützung von der öffentlichen Hand. Wir sind auch ein Wirtschaftsbetrieb, schaffen Arbeitsplätze, leisten viel für die Integration. Daher haben wir Anspruch darauf.
Rapid setzt pro Jahr rund 30 Millionen Euro um, warum wirft so ein Verlust den Klub so aus der Bahn?
Das tut es nicht. Wir werden das überstehen. Ein einmaliges Minus wäre ja okay, wir müssten es halt langfristig abfedern. Aber keiner weiß, wann wir wieder einen geregelten Spielbetrieb mit Fans haben. Selbst 10.000 Fans im Stadion wären ab September ja weniger, als wir Abonnenten haben.
Aber Rapid hätte doch auch ohne Corona finanzielle Probleme gehabt, oder?
Nein, wir hätten das Jahr mit einem Gewinn von wahrscheinlich einer Million abgeschlossen. Für Corona können wir nichts.
Jetzt drohen auch Sponsoren wegzubrechen: Wien Energie, Ottakringer ...
Es gibt kein Indiz, dass es zu nicht kompensierbaren Ausfällen kommt. Wir sind ständig im Austausch mit unseren Partnern. Mit der Cashback World ist der Vertrag ausgelaufen, das stand seit Monaten fest. Corona macht es nicht leichter.
Das sexistische Transparent war auch nicht hilfreich.
Natürlich, viele waren verärgert, wir haben uns wiederholt dafür entschuldigt. Ich war bei dem Spiel leider auf einem länger geplanten Urlaub, sonst hätte ich sofort klar Stellung bezogen.
Was war Ihr erster Gedanke, als Sie über das Transparent informiert wurden?
Runter damit! Das hat leider zu lange gedauert, das stimmt. Da ist leider viel zusammengekommen. Wir werden Maßnahmen setzen, dass so etwas nicht wieder vorkommen kann. Das war in 120 Jahren der erste frauenfeindliche Vorfall bei Rapid - hoffentlich der letzte!
Das Geld ist knapp, womit kann Sportchef Zoran Barisic jetzt planen, wie agieren?
Er hat ein Budget, in dem Rahmen muss er sich bewegen. Es gibt noch viele variable Zahlen. Der Einzug in eine Gruppenphase würde die Planung erleichtern. Aber klar ist, dass der sportliche Erfolg Priorität hat. Wir wollen die Mannschaft zusammenhalten.
Das Trainingszentrum rückt damit in den Hintergrund?
Nein, es ist bezogen, Rapid II hat dort im Winter schon ein Trainingslager abgehalten. Wir können es nutzen. Alle Unterlagen sind eingereicht, es gibt laufend Gespräche für den geplanten Aus- und Umbau. Aber natürlich ist Corona da auch nicht gerade hilfreich.
Rainer Bortenschlager, Kronen Zeitung
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