Monate des Bangens

Dutzende Steirer warten auf lebensrettendes Organ

Steiermark
05.06.2020 08:00

Am Samstag ist „Tag der Organspende“ - um an die Wichtigkeit von Spenderorganen zu erinnern! 76 Patienten warten in der Steiermark auf eine neue Niere, 13 auf ein lebensrettendes Herz, sieben hoffen auf eine Lunge, 14 auf eine Leber und vier auf eine Bauchspeicheldrüse (Stand: Jänner 2020). Ein Wettlauf gegen die Zeit. 

Michael Zink (Leiter der Abteilung für Anästhesiologie und Intensivmedizin bei den Barmherzigen Brüdern St. Veit/Glan und im Krankenhaus der Elisabethinen Klagenfurt) ist Vorsitzender im Transplantationsbeirat für Österreich und Referent für Kärnten und die Steiermark. Seit 20 Jahren ist der gebürtige Deutsche 365 Tage im Jahr erreichbar, um im Akutfall Hilfestellung leisten zu können: „Weil ich es für so wichtig halte!“

Das Coronavirus hat in den Monaten März und April für einen Einbruch gesorgt. „Wir sind bei den Transplantationen auf null, weil es kaum Organspender gab.“ Die Angehörigen und auch die Ärzte seien durch die Corona-Situation sehr verunsichert gewesen.

Für Patienten ein Wettlauf gegen die Zeit
Derzeit warten über 800 Österreicher auf Spenderorgane, wobei die Niere die Liste anführt. 38 Monate beträgt die durchschnittliche Wartezeit auf eine Niere, zwei Monate auf eine Leber, vier bis fünf Monate auf eine Lunge und sechs Monate auf eine Bauchspeicheldrüse. Monate, die für etliche Patienten zu einem Wettlauf gegen die Zeit werden. Viele Faktoren müssen stimmen wie Blutgruppe, Körpergröße und Gewicht.

„Ein Herz für einen 2,03 Meter großen Mann mit Blutgruppe AB bekommst du schwerer als für einen 1,80-Meter-Mann mit Blutgruppe 0“, schildert Zink plakativ. Der Mythos vom jungen Motorradfahrer als dem „Allround-Spender“ stimmt auch nur bedingt. Zwei Drittel der entnommenen Organe stammen von älteren Menschen, die aufgrund einer Hirnblutung oder eines Schlaganfalls starben. Und: „Eine Leber kann 120 Jahre alt werden, wenn man sie gut pflegt.“

Eurotransplant vermittelt die Organe
Vermittelt werden die Organe über Eurotransplant, die Österreich mit den Benelux-Ländern, Deutschland, Slowenien, Kroatien und Ungarn vernetzt. „Die Organe bleiben grundsätzlich im Spenderland“, erklärt Zink. „Es sei denn, es gibt Patienten mit einer unmittelbaren Lebensbedrohung. Dann kommt es zu einem Organtausch: Der Patient erhält zum Beispiel ein Organ aus Hannover. Dafür bekommt Deutschland das nächste passende Organ von uns.“

„Mit Familie über Organspende reden“
Was soll der „Tag der Organspende“ vermitteln? „Die Menschen sollen ihren Angehörigen sagen, dass sie gerne Organspender wären.“ In der Situation der maximalen Trauer sei das nämlich ein sehr schwieriges Gespräch. Denn auch wenn grundsätzlich jeder Spender sei, werde kein Organ entnommen, wenn der Verstorbene gegen eine Spende war. In den USA macht man auf die Thematik mit einem drastischen Slogan aufmerksam: „Nimm deine Organe nicht mit in den Himmel - wir brauchen sie hier!“

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