Entgleisung in Tirol

Landesvize nennt Aktivistin „widerwärtiges Luder“

Tirol
04.06.2020 13:09

In Tirol gibt es Aufregung über einen Sager von Landeshauptmannstellvertreter Josef Geisler (ÖVP). Dieser hatte am Mittwoch am Landhausplatz bei der Übergabe einer Petition gegen das Wasserkraftwerk Tumpen-Habichen eine WWF-Vertreterin als „widerwärtiges Luder“ bezeichnet. „Ich entschuldige mich in aller Form für diese völlig unangebrachte Aussage“, sagte Geisler.

Die Aussage Geislers ist auf einem Video zu hören, das vom WWF auf YouTube veröffentlicht wurde. Bevor Geisler die WWF-Aktivistin als „widerwärtiges Luder“ bezeichnete, gab es einen Wortwechsel zwischen Geisler und der Frau über die Verschlechterung von Flüssen.

„Auf dem Boden bleiben“
Geisler unterbrach die Frau zuerst und meinte „jetzt müss‘ ma ein bissl auf dem Boden bleiben“, woraufhin die Aktivistin verlangte, dass Geisler sie ausreden lassen solle. Daraufhin meinte Geisler wiederum, dass man „a bissl auf'm Boden bleiben“ müsse, „weil das Problem jetzt haben wir“. Die Frau fuhr fort und sprach weiter über den Ausbau der Wasserkraft, woraufhin Geisler zu Landeshauptmannstellvertreterin Ingrid Felipe (Grüne) meinte: „Siehst, die lässt mich gar nicht reinreden. Widerwärtiges Luder.“

Felipe will Aussage „nicht gehört“ haben
Felipe, die während der Wortmeldung Geislers am Landhausplatz unmittelbar neben dem Landesvize stand, meinte am Donnerstag: „Ich ärgere mich sehr, dass ich die Aussage in dem Moment nicht gehört und damit nicht wahrgenommen habe.“ Sie sei im intensiven Austausch mit der Aktivistin gestanden. Gleichzeitig betonte die Grüne Landeshauptmannstellvertreterin, wie wichtig ihr ein Gespräch auf Augenhöhe mit Umweltaktivisten sei. Die grüne Landtagsvizepräsidentin Stephanie Jicha hielt zudem fest, dass Geisler die Tatsachen verdrehe, indem er angab, die Aktivistin habe ihn unterbrochen. Er habe stattdessen sie unterbrochen.

SPÖ-Bundesgeschäftsführerin Andrea Bunner forderte, nun „nicht zur Tagesordnung“ überzugehen. Die Entschuldigung Geislers ändere daran nichts. „Diese Beschimpfung offenbart Frauenfeindlichkeit und Hass auf politische Aktivistinnen“. Dass Felipe „einfach kommentarlos daneben“ stand, sei „unerträglich“. 

Für Tirols LAbg. FPÖ-Frauensprecherin Evelyn Achhorner stand indes die Konsequenz bereits fest: „Da gibt es keine Entschuldigung.“ Solche Repräsentanten der ÖVP oder sonstiger frauenfeindlicher Fraktionen und Parteien hätten in der Politik nichts verloren. Achhorner nahm Felipe aufgrund ihrer fehlenden Reaktion ebenfalls ins Visier: „Sie unterstützte somit Geisler in seiner Aussage, das ist wirklich das Allerletzte“. Widerrede werde hier „zur Pflicht“, hielt Liste-Fritz-Klubobfrau Andrea Haselwanter-Schneider fest.

WWF: „Inakzeptable Entgleisung“
Der WWF empfand die Aussagen Geislers als „inakzeptable Entgleisung des Politikers“ und forderte zugleich eine Entschuldigung ein. „Derartige Beschimpfungen haben in der Politik nichts verloren“, sagte WWF-Geschäftsführerin Andrea Johanides dazu. „So darf ein Amtsträger nicht mit Menschen umgehen, die völlig zurecht auf die Folgen der Wasserkraft-Verbauung für die Flüsse hinweisen“, hielt sie fest.

 Tiroler Krone
Tiroler Krone
Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Tirol



Kostenlose Spiele