26.05.2020 14:24 |

Plagiatsjäger

Salzburger mischte Kulturbranche auf

Der Salzburger Plagiatsjäger Stefan Weber war Dr.-Schwindler Axel Spörl auf die Schliche gekommen: Der trat deshalb als Chef einer Tochtergesellschaft des Wiener Burgtheaters zurück. Jetzt bestätigte die Uni Würzburg: Spörl hat die vermeintliche Doktorarbeit nie verfasst! Derweil jagt Weber weiter – und kritisiert Ulrike Lunacek.
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„Ich werde schon misstrauisch, wenn jemand händisch mit seinem Titel unterschreibt!“, sagt Weber und lacht. Er sammelt akademische Grade – und zwar gefälschte. „Ein Auftraggeber sagt, der Titel eines Kollegen sei ihm suspekt. Zuerst suche ich in den Datenbanken nach der jeweiligen Dissertation. In acht von zehn Fällen erhärtet sich der Verdacht nicht.“ Axel Spörl fiel unter die anderen zwei Fälle.

Oft fälschen Schwindler Dissertationen mit speziellen Themen. Spörls vermeintliche Arbeit heißt: Mathematische Analyse axiomatischer Phänomene in der klassischen Harmonielehre und Kompositionstechnik.

Wer erfindet sowas? Weber: „Er hat wohl, wie angegeben, in Würzburg studiert. Vielleicht hat ein Kommilitone so eine Diplomarbeit geschrieben. Die werden in Deutschland nicht zwingend publiziert. Dann könnte sich Spörl die Arbeit unter den Nagel gerissen haben.“

Weber sieht auch eine Mitverantwortung der Politik: „Ich habe das Büro Lunacek Mitte April kontaktiert und Indizien vorgelegt. Drei Tage später erhielt ich die Antwort, die Bedenken wegen Spörl hätten sich zerstreut.“ Das stärke nicht gerade sein Vertrauen in die Entscheidungen während der Amtszeit Lunaceks.

Seiner Spürnase vertraut Weber dagegen völlig. „Es fängt klein an: Der neue Salzburger SPÖ-Vorsitzende David Egger schreibt, er hat Kommunikationswissenschaft studiert. Er schreibt nicht, ob der das Studium abgeschlossen hat.“ Die deutschen Nachbarn sind aber keinen Deut besser. Derzeit hängt Weber dort an einem Fall. „Der Prof. Dr. Dr. Uwe Gill behauptet, am MIT studiert zu haben. Das stimmt nicht“, sagt der Titelsammler.

Christoph Laible
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