Neues Album

Songdichterin Dota ehrt die große Mascha Kaleko

Musik
06.04.2020 06:00

Ihr Debütalbum von 2003 trug den schönen Titel „Kleingeldprinzessin“, so nannte sich Dorothea „Dota“ Kehr als Straßenmusikerin, und so heißt heute ihr eigenes Plattenlabel. Dass die 1979 in West-Berlin geborene Künstlerin Medizin studiert hat, fügt ihrer Biografie einen weiteren interessanten Aspekt hinzu. Doch hier soll es um die Sängerin und Komponistin Kehr gehen.

(Bild: kmm)

Als Songdichterin hat Dota, wie sie sich kurz und bündig nennt, einen erstklassigen Ruf. Und auch Erfolg, zuletzt mit den Alben „Keine Gefahr“ (2016) und „Die Freiheit“ (2018). Mit „Kaleko“ legt sie nun eine Platte zwischen Pop, Folk und Jazz vor, die erstmals durchgängig nicht von ihr selbst geschriebene Texte enthält: Kehr würdigt das Werk von Mascha Kaleko (1907-1975), einer Dichterin des gerade so angesagten Berlins der 1920er-Jahre.

Idee aus Zufall
„Die Idee kam eher so zufällig zustande“, erzählt Dota (40) im YouTube-Video zu ihrem ambitionierten neuen Album, dessen Cover ein beeindruckendes Porträt der jungen Kaleko zeigt. „Ein Konzertbesucher hatte mir ein Buch geschenkt. Das hat mich sehr angesprochen, die Texte. Ich habe eigentlich schon ziemlich bald angefangen, Melodien darin zu hören, wenn ich die gelesen habe. So hat sich‘s mit einer großen Leichtigkeit wie von selbst ergeben.“

„Mit Charme und Humor, mit erotischer Strahlkraft und sozialer Kritik erobert sich die junge Mascha Kaleko im Berlin der Weimarer Republik die Herzen der Großstädter“, heißt es auf einer Webseite, die an die als Golda Malka Aufen in eine jüdische Familie geborene Dichterin der Neuen Sachlichkeit erinnert. Und weiter: „Es sind Verse in zärtlich-weiblichen Rhythmen, die jeder versteht, weil sie von Dingen handeln, die alle erleben: von Liebe, Abschied und Einsamkeit, von finanziellen Nöten, von Sehnsucht und von Traurigkeit.“

Zahlreiche Kooperationen
Wer Dotas eigene Lieder kennt, ahnt es: Diese Verbindung kann nur funktionieren. Kehrs mit einer kleinen Band arrangierten Melodien - mal federleicht, mal melancholisch - ergänzen die Kaleko-Texte perfekt. Kurze Instrumentals, komponiert von Schlagzeuger Janis Görlich, verstärken den wunderbaren Flow dieser Musik. Vor allem aber hat Kehr hier dank guter Vernetzung in der deutschen Musikszene ein, wie sie selbst sagt, „generationsübergreifendes Liedermacherprojekt“ verwirklicht. Mehrere Kaleko-Gedichte formte sie zu sehr berührenden Duetten: mit den Altmeistern Hannes Wader („Auf eine Leierkastenmelodie“) und Konstantin Wecker („Kompliziertes Innenleben“), außerdem mit jüngeren Kolleginnen und Kollegen wie Alin Coen, Felix Meyer, Max Prosa oder Francesco Wilking von der erfolgreichen Deutschpop-Band Die Höchste Eisenbahn.

Es ist erstaunlich, wie zeitlos Mascha Kalekos Großstadtlyrik zu Dota Kehrs herzerwärmenden Melodien und Arrangements klingt. „Das Album hat einen schönen Bogen gekriegt“, freut sich die Sängerin mit der kristallklaren Stimme. „Ich weiß, dass das in der Zeit der Playlisten nicht mehr eine so große Rolle spielt. Aber es ist wirklich ein Album geworden, das man von vorne bis hinten durchhören kann.“

Vernunft vor Vergnügen
Weil Dota und ihre Band „Kaleko“ wegen der Corona-Beschränkungen nun vorerst nicht live präsentieren können, droht Gefahr, dass die Veröffentlichung dieser herausragenden Platte etwas untergeht. In der ZDF-Kultursendung „Aspekte“ äußerte sich die Musikerin kürzlich zu den massenhaften Konzertabsagen: „Es ist halt notwendig, es leuchtet allen ein (...). Ich glaub‘, dass die Musiker besonders lange betroffen sein werden. Weil wahrscheinlich Veranstaltungen, größere Menschenversammlungen, die eher zum Vergnügen stattfinden, werden bestimmt noch auf viel längere Sicht aus Vernunftsgründen abgesagt, als jetzt die Läden geschlossen bleiben.“

Die für den Deutschen Musikautorenpreis 2020 nominierte Dota Kehr will nun das Beste aus der Krise machen. Als Singer-Songwriterin mit zwei Kindern im Homeoffice sei sie irgendwie ja auch „über die Entschleunigung ganz froh. Zuhause zu sein und zu üben und zu schreiben, das ist sowieso immer nötig, und das ist eigentlich auch die Arbeit, die am wichtigsten ist.“

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