Religiöses Casting

Malaysia sucht den Super-Imam – per TV-Show

Viral
27.07.2010 14:06
In Malaysia wird derzeit auf ungewöhnlichem Weg nach einem neuen muslimischen Glaubenshüter gesucht: per Castingshow. "Imam Muda" (auf deutsch "Junger Imam") hießt die TV-Show, die jede Woche Millionen Fans vor die Fernsehbildschirme lockt und jetzt ins Finale geht.

Die Teilnehmer sind jung, fesch und meistens unverheiratet. Das ist der Stoff, aus dem TV-Erfolge sind. Doch die Kandidaten dieser TV-Show müssen statt Gesangstalent ihren Glauben unter Beweis stellen. Die zehn jungen Männer zwischen 18 und 27 Jahren ziehen seit Beginn der Show jede Woche Millionen von Fans vor die Fernsehschirme. Neben Beten und Seelsorge müssen die potentiellen Glaubenshüter auch zeigen, dass sie allen noch so schweren Aufgaben eines Imams gewachsen sind. So stand auch die rituelle Waschung von Leichen auf dem Programm.

Moderner Islam
Malaysia versucht sich seit vielen Jahren als progressives, muslimisches Land zu etablieren. 60 Prozent der Einwohner des Landes sind Muslime. "Die TV-Show hat so viele Zuschauer wie kein religiöses Programm zuvor", so Izelan Basar, Manager des Kabelkanals Astro Oasis. Er will gerade junge Leute mehr für Religion interessieren. Und das Konzept scheint voll aufzugehen.

Die Kandidaten treten in Anzug und Krawatte auf und lösen damit das verstaubte Bild ab, das viele Muslime von Imamen haben: Alte Männer mit Rauschebart, die altmodische Ansichten vertreten. Die jungen Kandidaten müssen sich hingegen zu zeitgemäßen Themen äußern, wie etwa Umweltschutz und junge Liebe.

Auch im Online-Netzwerk Facebook ist die Show bereits vertreten: Mit nicht weniger als 46.000 Anhängern. Die jungen Männer bekommen davon allerdings wenig mit. Sie befinden sich völlig abgeschottet von der Außenwelt in einem Internat einer Moschee. Jede Woche entscheidet Show-Richter Hasan Mahmud, ehemaliger Vorstand der Moschee von Kuala Lumpur, wer gehen muss. Aktuell sind noch zwei Kandidaten über. Wer am Ende gewinnt, dem winkt nicht nur ein Studienplatz in Saudi-Arabien, ein Auto und ein Laptop, sondern mit ziemlicher Sicherheit auch eine Karriere als Prediger.

Die christlichen und hinduistischen Minderheiten in Malaysia sehen die Show allerdings mit gemischten Gefühlen. Schon jetzt werden sie im Inselstaat mehr geduldet als akzeptiert und haben oft mit Repressalien zu kämpfen. Viele von ihnen befürchten, dass die Diskriminierungen durch die steigende Popularität des Islams zunehmen werden.
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