Elevate Festival

Graz tanzt im Rhythmus einer neuen Welt

Steiermark
07.03.2020 16:30

Legendäre DJs und einzigartige Soundsysteme: Das Elevate bringt auch heuer wieder nicht nur den Geist, sondern auch die Beine der Festivalsbesucher in Bewegung. Tagsüber werden die Probleme der Welt diskutiert, nachts dann die Seele mit feinster Elektro-Musik aus aller Welt massiert.

Die Welt ist eine Scheibe, aber trotzdem alles andere als flach, wenn Giles Peterson an die Turntables tritt. Seit Jahrzehnten bringt der DJ nun schon die ganze Welt auf den Plattenteller - nun auch beim Elevate Festival in Graz. Sein Set im Orpheum ist eine Weltreise, bei der man sich nie wirklich sicher ist, in welchem Land man ist, nur eines ist gewiss: Man erhält Einblicke in die besten Clubs der jeweiligen Welt. Die flatterhafte Party endet bei David Rodigan auf Jamaika: Der Brite ist musikalischer Botschafter der Dancehalls der Karibik - und hat mit 68 Jahren noch eine Energie, wenn er an die Plattenspieler tritt, die einfach nur ansteckend ist.

Ein eizigartiger Klangkörper
Weniger in den Tanzbeinen und mehr im Kopf war der Abend im Mumuth verortet. Pioniere der Klangkunst haben in den 1970ern in Paris mit dem Acousmonium ein einzigartiges Soundsystem geschaffen. Beim Elevate Festival konnte man dieses erstmals in Graz erleben - im Mumuth gab es auch eigens dafür geschaffene Werke zu hören.

All der technische Aufwand, all der theoretische Überbau und revolutionäre Geist der Musique Concrète und dann das: da setzt sich Lucy Railton am Ende eines langen Abends im Mumuth einfach mit einem Cello auf die Bühne, pervertiert die Idee eines akusmatischen Sounds und schafft so den intimsten, eindringlichsten Moment des Konzerts.

Technische Fingerübungen
Zuvor hatten sich schon zahlreiche Männer an den Möglichkeiten des Acousmoniums, das man sich ein wenig wie ein elaboriertes Surroundsystem vorstellen kann, abgearbeitet, was sich häufig in technischen Fingerübungen und Langatmigkeit erschöpfte. Am ehesten im Sinne einer Forschung am Klang im Kopf der Rezipienten arbeitete das Kollektiv utrumque. Lange Sinusüberlagerungen und Klangphänomene knapp am Knall machten eine Erfahrung von individuellem Sound im Sinne einer körperlichen Verortung möglich.

Auch Luc Ferraris anekdotenhafte Musik mit hörspielartigen Anklängen, live am Mischpult diffundiert, hatte reizvolle Momente. Doch dann kam Lucy Railton, verortete das Abstrakte wieder im Konkreten, erdete es somit und sorgte so für die nötige Brechung, auf die man an diesem Abend lange warten musste.

Christoph Hartner/Roland Schwarz

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