Sadistischer Lehrer?

Neue Missbrauchs-Vorwürfe gegen die Schulbrüder

Österreich
10.07.2010 13:32
Wahrlich kein guter Tag für die Schulbrüder: Am Samstag ist die Bildungseinrichtung in Wien-Strebersdorf zum wiederholten Mal mit Missbrauchsvorwürfen konfrontiert worden. Provinzial Johann Gassner musste bestätigen, dass es eine "Anschuldigung" gegen einen Ex-Religionslehrer gebe. Dieser wurde bereits 2005 verurteilt. Unterdessen hat Opferanwältin Waltraud Klasnic eine weitere Anzeige in Aussicht gestellt, bei der es aber nicht um die Schulbrüder gehe.

Das ORF-Radio verwies auf die Verurteilung eines Wiener Priesters im Jahr 2005 wegen sexuellen Missbrauchs. Dieser sei in den 1980er-Jahren auch als Lehrer in Strebersdorf tätig gewesen, einer der missbrauchten Buben dort Schüler. Gassner bestätigte nun, dass eine entsprechende "Anschuldigung" durch einen Rechtsanwalt im Juni eingegangen sei. "Der Priester war zwischen 1984 und 1987 bei uns. Wir haben gehört, dass es 2005 eine Verhandlung gegeben haben soll. Ich weiß allerdings bis jetzt nicht, ob bei dieser damaligen Verhandlung auch Fälle von unserer Schule dabei waren." Das Anwaltsschreiben deute allerdings darauf hin. Er habe es denn auch "absolut sofort und umgehend" an die Kommission weitergeleitet.

Von Gang zu Opferschutzanwaltschaft abgeraten?
Im Ö1-"Morgenjournal" kam zudem ein heute 51-Jähriger zu Wort, der von einem Übergriff in seiner Zeit als Internatsschüler bei den Schulbrüdern durch einen Religionslehrer berichtete. Er habe sich nun an die Schule gewandt, und dort habe man ihm abgeraten, sich an die Opferschutzanwaltschaft zu wenden, so der Betroffene. "Kommen Sie einmal vorbei, man kann über alles reden", sei ihm beschieden werden. Eine Darstellung, die Gassner zurückweist: Ein Mitbruder habe mit diesem früheren Schüler gesprochen, bestätigte er. Doch ihm sei "explizit" empfohlen worden, zur Kommission zu gehen. Da aber der nämliche Priester - "ein Weltpriester, kein Ordenspriester", hielt Gassner fest - bereits verstorben sei, habe der Betroffene darin keinen Sinn gesehen.

"Inadäquate Erziehungsmethoden", aber kein Sadist
Gassner beteuerte einmal mehr, dass die Schulbrüder an einer raschen und vollständigen Aufklärung aller Vorwürfe interessiert seien. Doch was von der Klasnic-Kommission "weitergetragen wird an die Staatsanwaltschaft, das ist auch nebulos. Wir wissen oft nicht genau, welche Vorwürfe erhoben werden". Hier müsse "Klartext" gesprochen werden. Den Vorwurf gegen den in der Öffentlichkeit mehrmals angesprochen Bruder P. weist der Orden weiterhin vehement zurück. Keine sexuellen Übergriffe, aber gewalttätige Erziehungsmethoden will der auf Ö1 zitierte Betroffene durch ihn erlitten haben: Er sprach wörtlich vom "sadistischsten Erzieher, den ich je erleben musste". P. entschuldige sich für "inadäquate Erziehungsmethoden", die Bezeichnung als Sadist aber "kann er und können wir nicht nachvollziehen", schrieben dazu die Schulbrüder.

Opferanwältin Klasnic stellt weitere Anzeige in Aussicht
Indes hat die von der Kirche eingesetzte Opferanwältin Waltraud Klasnic für die nahe Zukunft eine weitere Anzeige in Aussicht gestellt. "Es ist noch nicht so weit, aber da kommt sicher noch etwas", sagte sie am Samstag im Ö1-"Mittagsjournal". Für die neue Anzeige "muss man noch etwas klären", aber grundsätzlich sei fix mit ihr zu rechnen. Hier gehe es nicht um die Schulbrüder, so Klasnic, die aber keine weiteren Details nannte.

Ein Großteil der an die Anwaltschaft herangetragenen Fälle - rund 300 - liegen bereits "länger als 20 Jahre" zurück. Und "es ging nicht nur um Priester, sondern auch um Nonnen", berichtete Klasnic. Hier läge der Schwerpunkt allerdings auf "Gewalt und der Behandlung von Kindern, die sich nicht wehren können, in einer Form, die sie ein Leben lang nicht vergessen können". Klasnic appellierte an mögliche Betroffene, sich zu melden, "im Besonderen noch im Laufe des heurigen Jahres. Nicht, dass wir aufhören, aber damit wir einen Überblick haben." Eine Gesamt- oder gar Maximalsumme für Entschädigungen sei "nicht das Thema", versicherte sie.

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