Ursachenforschung

Frau (91) falsches Bein amputiert – jetzt ermittelt LKA

Österreich
06.07.2010 14:50
Nach dem folgenschweren medizinischen Kunstfehler in Tirol, bei dem einer 91-Jährigen das falsche Bein amputiert worden war, hat das Krankenhaus St. Johann die Patientenakten an das Tiroler Landeskriminalamt übergeben. Zudem habe eine externe Expertenkommission die Arbeit aufgenommen, teilte der Ärztliche Direktor Norbert Kaiser am Dienstag mit. Die Ergebnisse sollen Anfang nächster Woche präsentiert werden.

Das Krankenhaus sei an einer lückenlosen Aufklärung dieses tragischen Ereignisses interessiert und werde alles dazu beitragen, dass diese auch schnell abgeschlossen werden könne. Laut Kaiser obliege es aber der Staatsanwaltschaft, die Frage der Individualschuld zu klären. In diesem Zusammenhang habe man ihm mitgeteilt, dass die Ermittlungen voraussichtlich einige Zeit in Anspruch nehmen werden.

Chirurg bleibt bis auf weiteres suspendiert
Müdigkeit habe laut Kaiser keine Rolle gespielt. Alle betroffenen Mitarbeiter hätten drei Tage vor der Operation keinen Nachtdienst absolviert. Die Arbeitsleistung habe an dem besagten Tag durchschnittlich fünf Stunden betragen. Der betroffene Chirurg bleibe jedenfalls bis auf weiteres suspendiert.

Eine Gesellschaft für Risikoberatung aus Deutschland, die auf Krankenhäuser und Einrichtungen im Gesundheitswesen spezialisiert ist, soll bei einer Qualitätsoptimierung im Krankenhaus helfen. Dabei werden die bestehenden Sicherheitsstandards ebenso durchleuchtet wie die Faktoren Arbeitsbelastung, Umfeld, emotionale Verhältnisse und Ähnliches. Zentrale Frage sei selbstverständlich, wie das Warnsystem in diesem Fall versagen habe können.

"Acht-Punkte-Programm" soll in Zukunft Fehler verhindern
Zusätzlich zur externen Überprüfung habe das Krankenhaus Ad-hoc-Maßnahmen ergriffen und ein "Acht-Punkte-Programm" installiert. Künftig müssten unter anderem Operateur, Anästhesist, OP-Schwester und OP-Gehilfe das zu operierende Gliedmaß kontrollieren und dies elektronisch dokumentieren. Die Markierung habe ab sofort außerhalb des OPs zu erfolgen.

Am 16. Juni war einer Frau das falsche Bein amputiert worden (siehe Infobox). Die 91-Jährige hatte an einer Gefäßerkrankung gelitten, die eines ihrer Beine stark in Mitleidenschaft gezogen hatte. Die Mediziner hätten unmittelbar nach dem Eingriff festgestellt, dass aus Versehen das gesunde Bein der Patientin unterhalb der Hüfte abgenommen wurde. Wenige Tage später mussten die Ärzte ein weiteres Mal operieren und dann das tatsächlich kranke Bein abnehmen. Die Staatsanwaltschaft Innsbruck nahm vergangene Woche Ermittlungen wegen fahrlässiger Körperverletzung auf.

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