Großfeuer in Itter

Tischler-Familie: „Gemeinsam stehen wir das durch“

Tirol
03.12.2019 09:00

Unerschütterlicher Zusammenhalt in Familie und Belegschaft schürt die Überzeugung, dass die Erfolgsgeschichte der Tischlerei Decker in Itter nach dem Großfeuer vor drei Wochen noch nicht zu Ende ist. Auch andere helfen.

Zwischen der 50er-Feier der Chefin und dem Inferno lagen nur wenige Stunden: „Wir hatten am 11. November daheim in Westendorf noch unseren Chor zu Gast und uns dann hingelegt“, schildern Markus und Anna Decker. Gegen 3.30 Uhr klingelte sie der Schwager aus den Betten: „Die Tischlerei brennt!“ Ein Nachbar, gerade von der Schicht heimgekehrt, hatte die Flammen gesehen und sofort Alarm geschlagen.“

Produktion zerstört
„Diese Fahrt nach Itter war das Schlimmste“, erinnert sich die Chefin, „denn in den Stunden danach kamen wir eh nicht mehr zum Nachdenken“. 340 Feuerwehrmänner und -frauen kämpften heroisch und retteten den Bürotrakt, am Ende lagen aber die 90 mal 30 Meter großen Produktionshallen in Schutt und Asche. Inklusive fast aller Maschinen, inklusive Lieferungen für Hotels und Private, etwa einer gerade erst fertig gestellten Luxus-Stiege für einen Abnehmer in St. Moritz.

Erste Lichtblicke
Doch schon in diesen ersten Stunden gab es Lichtblicke: „Der Rösslwirt sperrte nachts extra für die Helfer auf, ein Mitarbeiter und Feuerwehrmitglied wusste, wo der Lkw-Schlüssel war, und fuhr das Fahrzeug vollbeladen mit nagelneuen Erzeugnissen weg“, erzählt der Firmenchef. Die rührendste Lawine der Hilfsbereitschaft kam aber von der „Konkurrenz“. „Mich haben etwa 35 Tischler-Kollegen aus dem ganzen Land angerufen und angeboten, dass meine Leute bei ihnen weiterarbeiten können.“ 27 Decker-Mitarbeiter stellen nun – aufgeteilt auf mehrere Tischlereien – die zugesagten Aufträge für Hotels in Lech, Kirchberg oder Ellmau fertig. „Manche Private haben zurückgesteckt, auch ihnen ist zu danken“, sagt Decker. Größtes Lob hat er auch für die Tiroler Versicherung parat, der Millionenschaden sollte ersetzt werden.

Zurück zum Rohbau
Beim „Krone“-Lokalaugenschein ist der Brandgeruch auch im äußerlich fast unversehrten Bürotrakt allgegenwärtig. „Die Wände schauen auf den ersten Blick ganz gut aus, doch wir müssen bis auf den Rohbau zurück. Das Löschwasser ist überall drin“, schildert Anna Decker. Lange Reihen von Aktenordnern zeigen, dass wenigstens die Daten (einschließlich EDV) gerettet werden konnten.

1000 Grad bei Brand
Begreiflich wird das Inferno in den Produktionshallen: Temperaturen von bis zu 1000 Grad ließen waagrechte eiserne Regalträger wie welke Blätter herabsacken. In der Decke klaffen Löcher, die mächtigen Träger sind schwarz und rissig. „Hier ist ein Abbruch nötig“, weiß Markus Decker. Kleines Glück im Unglück: Nebenan baute man gerade an einem zweiten Gebäude für Vermietung an andere Firmen, dorthin wird man das Büro verlegen. Tief im Keller die Wurzel des Übels – ein Defekt an einem Kompressor. Rätselhaft, das Gerät war so gut wie neu.

Betrieb hat Zukunft
Die Gemütslage im Advent? „Zur Ruhe kommen wir nicht, aber wir schauen voraus, der Jänner ist mit Aufträgen voll“, erklärt Markus Decker. An seiner Seite hat er seine Frau und die fleißigen „Buben“, Martin (25) und Florian (22), die längst im Familienbetrieb ihren Mann stellen. Es wird weitergehen!

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