Prozess in Graz

„Es war eiskalter Auftragsmord aus reiner Habgier“

Steiermark
02.12.2019 16:09

Ein 47-jähriger Italiener musste sterben, weil seine schöne Geliebte nur hinter seinem Geld her war. Denn als der Mann den Betrug witterte und zur Polizei ging, soll sie den Mord in Auftrag gegeben haben. Nun, 18 Jahre nach der Hinrichtung, startete in Graz der Prozess gegen zwei Landsmänner der Slowakin.

Im Sommer 2001 fand ein Radfahrer Gianmaria Vitali auf einem Feldweg in Sinabelkirchen. Der Italiener war mit einem Kopfschuss hingerichtet worden, nachdem ihn ein Messerstich in den Rücken offenbar nicht gleich getötet hatte. 18 Jahre nach der Tat stehen zwei Slowaken in Graz vor einem Geschworenengericht.

„Eiskalter Auftragsmord“
„Es ist kein normaler Mordprozess“, betont Staatsanwalt Daniel Weinberger in seinem Eröffnungsplädoyer. „Aus drei Gründen: Erstens, weil es ein eiskalter Auftragsmord aus reiner Habgier war. Zweitens, weil die Tat 18 Jahre zurückliegt. Und drittens, weil es zwar vier Täter betrifft, sich heute aber nur zwei hier verantworten müssen.“

Denn die mutmaßliche Auftraggeberin Ludmila B. und ihr Ex-Schwager Michal B. wurden von den slowakischen Behörden nicht ausgeliefert. Gerüchte besagen, dass die Kontakte der 55-Jährigen - sie betreibt eine Schönheitsklinik, soll früher aber nicht nur als Dolmetscherin, sondern auch als Edel-Prostituierte gearbeitet haben - bis in die höchsten Kreise reichen. „Seit zwei Jahren sind sie zur Verhaftung ausgeschrieben, uns wurde aber mitgeteilt, dass es in nächster Zeit keine Entscheidung geben wird“, erklärt die Richterin.

„Sie hat ihn ausgenommen wie eine Weihnachtsgans“
Fest steht, dass die schöne Slowakin nicht an einer aufrichtigen Beziehung interessiert war. „Sie hat ihn ausgenommen wie eine Weihnachtsgans. Als Liebesbeweis forderte sie, dass er Lebensversicherungen abschließt“, so Weinberger. Irgendwann wurde Vitali doch stutzig. „Als nichts mehr zu holen war und er gefährlich wurde, wurde der Tatplan umgesetzt.“

Ins Rollen brachten den Fall 2016 zwei Zeugen. „Beide sind selbst schwer kriminell“, gesteht der Ankläger ein. „Sie wollen nicht primär helfen, sondern Kapital schlagen.“ Sie hätten aber keinen Grund zu lügen. 

Laut Verteidigern sind Miroslav D. und Igor P. nur Bauernopfer von Ludmila B. und eines korrupten Staates. Beide fühlten sich in keiner Weise schuldig. Am Tatort wurden damals lediglich zwei Zigarettenstummel gefunden. Einer konnte dem Opfer zugeordnet werden, die DNA-Spuren auf dem zweiten passten zu keinem der Verdächtigen. „Eine Spur nach Italien ist nie verfolgt worden“, rügte einer der Verteidiger.

Von Mord in „Polizeibar“ gehört
Der erste Angeklagte beteuerte, er habe mit der Sache nichts zu tun, von dem Mord an dem Italiener habe er „in der Polizeibar“ gehört. Dort hätten „betrunkene Ermittler“ über die Tat gesprochen und auch darüber, dass die Frau darin verwickelt sei. Auf die Frage der Richterin, wo er am Tag der Tat gewesen sei, meinte er: „Ich kann mich nicht erinnern, aber ich war damals jahrelang nicht im Ausland.“

Ein Urteil wird für Freitag erwartet.

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