Schockierende Studie:

Jeder vierte Deutsche hat antisemitische Gedanken

Ausland
24.10.2019 15:54

Entsetzen in Deutschland, nachdem eine Antisemitismus-Studie alarmierende Erkenntnise ans Licht gebracht hat: 27 Prozent aller Bürger unseres Nachbarlandes hegen antisemitische Gedanken, so das Ergebnis der Studie im Auftrag des Jüdischen Weltkongresses. Grüne und FDP forderten am Donnerstag umgehend ein stärkeres Vorgehen gegen die sich ausbreitende Feindseligkeit der jüdischen Gemeinde gegenüber.

Zwar gaben laut „Süddeutscher Zeitung“ in der Umfrage 79 Prozent der Befragten an, Juden seien „genau wie alle anderen“ Menschen. Jeweils 41 Prozent stimmten aber den Aussagen zu, Juden hielten „eher Israel als Deutschland die Treue“ und „Juden sprechen zu oft über den Holocaust“. 26 Prozent sagten, Juden hätten „zu viel Macht in der Wirtschaft“, 24 Prozent gaben an, Juden hätten „zu viel Macht über die Weltpolitik“. Zwölf Prozent unterstellten Juden, sie seien „für die meisten Kriege verantwortlich“.

(Bild: stock.adobe.com, krone.at-Grafik)

Bedenkliches Bild auch bei Hochschulabsolventen
Ein Teil dieser Aussagen, die häufig von Antisemiten vertreten werden, stößt demnach auch unter Hochschulabsolventen mit einem Jahreseinkommen von mindestens 100.000 Euro auf verbreitete Zustimmung. So unterstützten dem Bericht zufolge 28 Prozent von ihnen die Aussage zu „zu viel Macht in der Wirtschaft“, 26 Prozent zu „zu viel Macht in der Weltpolitik“. Auch teilten 48 Prozent dieser als „Elite“ eingestuften Gruppe die Haltung, in Deutschland lebende Juden verhielten sich loyaler zu Israel als zu Deutschland.

„Es ist an der Zeit, dass die gesamte deutsche Gesellschaft Position bezieht und Antisemitismus frontal bekämpft“, sagte der Präsident des Jüdischen Weltkongresses, Ronald Lauder, der „SZ“. Wenn sich mehr als ein Viertel der Gesellschaft mit Antisemitismus identifiziere, sei es Zeit für die restlichen drei Viertel, Demokratie und tolerante Gesellschaften zu verteidigen.

Ronald Lauder in der Gedenkstätte im ehemaligen Nazi-KZ Auschwitz (Bild: AFP PHOTO/ODD ANDERSEN)
Ronald Lauder in der Gedenkstätte im ehemaligen Nazi-KZ Auschwitz

Grüne: „Antisemitismus war nie verschwunden“
Grünen-Fraktionsvize Konstantin von Notz wertete die Ergebnisse der Umfrage als „erschütternd“, allerdings auch nicht als überraschend. Seine Partei weise seit Jahren darauf hin, „dass Antisemitismus nie verschwunden war und leider bis tief in die Mitte der Gesellschaft reicht“, so Notz. „Antisemitismus ist ein gesamtgesellschaftliches Problem und er muss gesamtgesellschaftlich bekämpft werden.“

FDP: „Entschlossen handeln“
Auch der FDP-Politiker Stefan Ruppert nannte es „alarmierend, dass der Studie zufolge antisemitisches Gedankengut in wachsenden Teilen unserer Gesellschaft Zustimmung findet“. Er verwies auf Vorschläge seiner Fraktion für ein Sofortprogramm, „das sämtlichen Formen des Judenhasses entschlossen entgegentritt“. Die Bundesregierung müsse jetzt „entschlossen handeln, um die Ausbreitung eines antisemitischen Klimas in der Gesellschaft wirksam zu bekämpfen“.

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