Familie will Klarheit

Steirer Raphael nach mysteriösem Unfall Pflegefall

Steiermark
13.10.2019 08:00

Beinhart schlug das Schicksal bei Familie Sch. aus Paldau in der Steiermark am Faschingssamstag zu: Schwerst verletzt lag der so lebensfrohe Sohn und Bruder Raphael auf der Straße. Seither ist der Steirer ein Pflegefall, das Leben der Familie wird nie wieder so sein, wie es einmal war. Eine Frage quält Tag für Tag: Was ist damals passiert?

Es hätte ein buntes, freudvolles Fest werden sollen – der Faschingssamstag im Februar 2018. Auch Raphael, damals 20 Jahre und gerade beim Wehrdienst, hat sich auf diesen Tag gefreut. Als Wolfgang Petry verkleidet, trug der begeisterte, groß gewachsene Sportler die dafür passende Locken-Perücke und einen aufgeklebten Schnauzer.

Die Party nahm auf einem Faschingswagen in Paldau seinen Lauf, vor dem Kolpingheim stieg der betrunkene 20-Jährige ab. Gegen 21.46 Uhr fuhr der von einem Traktor gezogene Umzugswagen weiter Richtung Saaz, Endstation!

Schwer verletzter Raphael lag mitten auf der Straße
Neun Minuten später schrien Passanten um Hilfe – mitten auf der L 216 lag der schwerst verletzte Raphael, wenige Meter daneben seine Perücke. Auf einem Stipfel steckte ein Pappbecher. „Einige Autos müssen einfach an ihm vorbeigefahren sein. Er ist mittig gelegen“, vermutet Mama Gerlinde.

Sie kümmert sich seit dem Unfall mit ihrem Mann und Schwester Jasmin aufopfernd um den nun schwer behinderten Raphael, der so viele Pläne gehabt hat: eine Familie gründen, weiter mit dem Rad fahren und am Meer urlauben wollte. „Mama, wieso bin ich so?“, fragt er immer wieder traurig. Doch niemand kann ihm das beantworten.

Auch Fortführungsantrag abgelehnt
Die Staatsanwaltschaft Graz hat die Ermittlungen gegen eine Beschuldigte eingestellt und gegen unbekannte Täter abgebrochen. Auch einem Fortführungsantrag von Anwältin Mariella Hackl wurde nicht Folge geleistet, bestätigt Hansjörg Bacher, Sprecher der Staatsanwaltschaft Graz. Sollten neue Verdachtsmomente auftauchen, werde aber sofort wieder aufgenommen. Für die Familie ein weiterer Schlag, zu viele Fragen bleiben für sie ungeklärt, widersprüchliche Zeugenaussagen seien nicht berücksichtigt worden.

Ein Zeuge zog seine Aussage wieder zurück
So sagte einer etwa aus, er hätte Raphael – auch nach dessen Aussteigen beim Kolpingheim – auf dem Faschingswagen gesehen, zog diese Aussage dann aber zurück. Warum? Um jemanden zu schützen? War Raphael also noch einmal aufgestiegen?

Weitere Zeugen auf dem Wagen erinnerten sich daran nicht, doch auch in deren Aussagen sieht Mariella Hackl zeitliche Widersprüche. Eine Rufdatenrückerfassung könnte einiges klären, ebenso ein Zeit-Weg-Diagramm. Denn die Ausstiegsstelle beim Kolpingheim und die Unfallstelle liegen für den Fußweg zu weit auseinander.

„Raphael muss wo mitgefahren sein“, sind Mama Gerlinde, Schwester Jasmin und die Juristin überzeugt. Ein gerichtsmedizinisches Gutachten könne zudem Aufschluss über die schweren Kopfverletzungen geben und ob es sich möglicherweise um Fremdverschulden handelt.

Ungewissheit quält
„Wir wollen einfach nur wissen, was passiert ist. Die Ungewissheit quält uns jeden Tag“, hofft die Mutter auf Klärung. Im Wissen, dass Raphael nie wieder so sein wird wie früher. Doch mit der Möglichkeit, das Schicksal annehmen und verarbeiten zu können.

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