Der Verein gegen Tierfabriken (VGT) kritisiert den Zirkus Louis Knie Jr., der Ende August in Wien gastierte, scharf. Den Tierschützern zugespielte Videoaufnahmen zeigen ein Pferd in der höchst umstrittenen Rollkur-Haltung. Bei der Rollkur handelt es sich um eine Trainingsmethode, die eigentlich längst tabu sein sollte, ihre Anwendung ist im Pferdesport verpönt und wird von Experten scharf kritisiert. Der VGT erstattete Anzeige bei den Behörden. Zirkusshows mit Tieren sind für die Vierbeiner grundsätzlich eine große Stressbelastung.
Das Video, welches dem VGT zugespielt und nun veröffentlicht wurde, spricht eine deutliche Sprache: Bei den Dressurnummern befinden sich zeitgleich so viele Tiere in der kleinen Manege, dass es zwangsläufig zu einer sehr starken physischen und psychischen Belastung der Pferde kommt. Sie müssen in mehreren Teilen der Show auf den Hinterbeinen stehen und gehen. In der Manege ist es extrem laut, der Dompteur knallt mit der Peitsche, die Tiere wirken ganz offensichtlich so, als stünden sie unter Dauerstress. Die Aufnahmen zeigen ebenfalls, wie eines der Pferde in der engen Manege ausrutscht. In Tierzirkussen verletzen sich Tiere durch Stürze in der Manege oft schwer, das Risiko ist hoch.
Doch auch für die Zuseher ist die Show potentiell gefährlich - die gestressten Pferde könnten jederzeit aus der kleinen Manege ausbrechen und in die Zuschauerreihen springen. Nicht auszudenken, welche Folgen ein solcher Schreckmoment für Mensch und Tier hätte. Auch die Hundedressur im Zirkus Louis Knie kritisiert der VGT scharf. Zwei Tiere müssen, auf zwei Beinen stehend, über eine halbe Minute aufeinander abgestützt aushalten. Das ist ein sehr langer Zeitraum in einer für die Tiere vollkommen unnatürlichen Haltung und kann zu Gesundheitsschäden bei den Hunden führen. Auch das Springen auf zwei Beinen, das mehrere Hunde vorführen müssen, ist gerade für größere Hunde bedenklich. Zum Schluss müssen die armen Vierbeiner noch eine Polonaise auf zwei Beinen aufführen - eine ethisch sehr fragwürdige Darbietung.
VGT zeigte Zirkus an
Heidi Lacroix vom VGT hat das Videomaterial gesichtet: „Es ist traurig, dass Zirkusse nach wie vor Dressurnummern mit Tieren zeigen. Unweigerlich kommt es dabei zu extremen Stressbelastungen für die Tiere. Denn die enge, laute Manege ist kein Ort, an dem sich Tiere wohlfühlen! Schon gar nicht, wenn gesundheitsschädliche Trainingsmethoden wie die sogenannte Rollkur angewendet werden oder Tiere in unnatürlichen Haltungen zur Schau gestellt werden. Auf dem Video zeigen die Pferde deutliche Anzeichen von Stress. Ich sehe Panik in den Augen der Pferde. Ich verurteile solche Darbietungen auf Kosten fühlender Lebewesen zutiefst und appelliere an alle Menschen, sich genau zu überlegen, wie die Tiere sich fühlen, bevor Veranstaltungen besucht werden, in denen Tiere die Attraktion sind.“ Der VGT hat wegen Verdachts auf Verstoß gegen § 5 des Tierschutzgesetzes sowie wegen Verdachts auf mehrfache Verstöße gegen die Tierschutz-Zirkusverordnung Anzeige bei der zuständigen Behörde erstattet. Der Zirkus ist mittlerweile nach Linz weitergezogen.
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