Während der Ferien haben die Kindergärten österreichweit im Schnitt zwei Wochen geschlossen. In der „Krone“ berichten Mamas und Papas, vor welche großen Herausforderungen sie der Sommer jährlich stellt.
Sechs Mädchen und Buben im Alter zwischen eins und sieben wuseln am Dienstagnachmittag durch die Wohnung von Veronika K. in Salzburg. Fünf von ihnen sind Kinder befreundeter Paare. „Während der Ferien unterstützen wir uns gegenseitig“, erklärt die 43-Jährige. Anders ginge es auch nicht: Drei Wochen hat der Kindergarten ihrer Buben allein im Sommer geschlossen, 29 Tage im Jahr. „Das ist eine Herausforderung für jede Familie“, kritisiert Veronika K.
Urlaube müssen aufgeteilt werden
„Mein Mann und ich müssen unsere Urlaube aufteilen, Freunde und Familie helfen mit“, beschreibt sie die Problematik. „Sonst würden wir es nicht schaffen“, so die Angestellte. Bis vor einem Jahr musste sich die Dreifach-Mama darüber noch keinen Kopf zerbrechen. „Wir sind erst im Herbst nach Salzburg gezogen. Davor haben wir in Wien gelebt, wo es nur fünf Schließtage gab - im Jahr!“
Umstellen musste sich auch Nina F. Die zweifache Mama ist mit ihrer Familie von der Bundeshauptstadt in den Bezirk Schwechat gezogen, nur 15 Minuten von der Wiener Stadtgrenze entfernt. „Der Kindergarten in unserem Ort liegt zwar am Ende der Straße, aber aufgrund seiner vielen Schließtage kommt er für uns als berufstätige Eltern leider nicht infrage.“ Allein im Sommer macht die Betreuungsstätte für sechs Wochen dicht, „davon könnten zwar drei an einem anderen Standort überbrückt werden, aber dort kennen die Kinder die Angestellten und Räumlichkeiten nicht“, erklärt die 34-Jährige.
Insgesamt pausiert die Einrichtung sogar zehn bis elf Wochen im Jahr. „Das geht sich mit fünf Wochen Urlaub einfach nicht aus, wenn man auch gemeinsam wegfahren möchte.“ Daher werden Sohn und Tochter in Wien betreut - und das kostet. Als Nicht-Wiener haben die Kleinen keinen Anspruch auf einen städtischen oder geförderten Platz.
Betreuung ist oft eine finanzielle Belastung
Tief in die Tasche muss auch Veronika K. in Salzburg greifen - obwohl die Familie dort arbeitet und lebt. „Wir haben jetzt viermal so hohe Betreuungskosten als in Wien“, rechnet die dreifache Mama vor. Die Arbeit der Pädagoginnen ist bzw. war aber hier und dort ausgezeichnet.
Ist der Urlaub aufgebraucht und sind die Großeltern nicht verfügbar, müssen viele Eltern auf den Einsatz von Tagesmüttern zurückgreifen - was ebenfalls eine Belastung für das Familienbudget bedeutet. Irene W. aus Mödling setzt stattdessen auf Verwandte und befreundete Mamas. „Es ist eine schwierige Situation“, so die Krankenschwester und Mama eines Dreijährigen.
Eltern nehmen unsere Politiker in die Pflicht
Handlungsbedarf sehen Veronika K. und Nina F. bei der Politik. „Wieso kosten nicht alle Plätze gleich viel in Österreich? Wieso werden nicht alle Kinder gleich gefördert?“, will K. wissen. „Landespolitiker könnten die Öffnungszeiten an die Lebensrealitäten der Leute anpassen“, fordert F. (Kindergärten sind Angelegenheiten der Länder, Anm.). Auch wenn Politiker gerne Wien kritisieren, „in diesem Fall könnte man sich am Besseren orientieren“, meint die Mutter aus Schwechat.
Besser machen könnte es auch die burgenländische Gemeinde, in der Manuel R. mit seiner Frau und seinem Sohn lebt. „Unser Kindergarten hat im Sommer einen Monat geschlossen, die gemeinsame Urlaubsplanung ist sehr mühsam. Die Krippe sollte ganzjährig offen halten“, fordert der Vater eines Zweijährigen.
Wer hat am längsten zu?
Isabella Kubicek und die Bundeslandredaktionen, Kronen Zeitung
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