Schuldenfalle

China: Die Schlaglöcher der neuen Seidenstraße

Österreich
28.04.2019 17:00

Charmeoffensiven - das kann China. Der Seidenstraßen-Gipfel war die Mutter aller Charmeoffensiven. Es gibt aber auch Schlaglöcher auf der neuen Seidenstraße, die man nicht übersehen sollte.

Stichwort Schuldenfalle: Die Milliarden, die Chinas Führung bereit ist, für die neue Seidenstraße einzusetzen, übertreffen an Kaufkraft den US-Marshallplan zum Wiederaufbau des Nachkriegseuropas. Diese US-Milliarden blieben als ERP-Fonds den beschenkten Staaten erhalten. Die China-Gelder sind Kredite, die zurückgezahlt werden müssen. Staaten verschulden sich über ihre Zahlungskraft hinaus. Montenegro etwa lässt sich eine Autobahn zahlen, die 40 Prozent der Wirtschaftskraft dieses Staates kostet. China wird auf die Rückzahlung so mancher Schulden verzichten (müssen). Der Preis wird politisches Wohlverhalten sein ...

Stichwort Diktatur: China ist die erste digitale Diktatur der Welt. Zensur, Datensammelwut und Überwachungswahn haben aberwitzige Ausmaße angenommen. Zahlreiche Staaten der Seidenstraßen-Initiative finden dieses Modell des ultimativen Kontrollstaates nachahmenswert, Westeuropa (noch?) nicht. Chinas Modell gewinnt immer mehr an Attraktivität, da es im Gegensatz zu den USA Stabilität exportiert. Und Staaten mit Menschenrechtsproblemen ersparen sich im Umgang mit China Belehrungen aus Europa.

Weg und Ziel: China ist, wie die Staatsnamen „Mitte der Welt“ bzw. „Alles unter dem Himmel“ schon sagen, ein in sich ruhender Kosmos. China geht allein seine Wege und schaut sich das selbstzerstörerische Chaos im Western aus der ersten Reihe fußfrei an. In Afrika bekommt der Westen von China die Quittung, dass er den Kontinent nach Kolonialismus und Ausbeutung verwahrlosen ließ.

Fazit: China hat ein Doppelgesicht - einerseits immer neue Erfolgsrekorde, andererseits digitale Diktatur.

Vorzugsbehandlung für Österreich
Österreich und China haben in Peking 15 vorwiegend wirtschaftliche Abkommen abgeschlossen, darunter eine Zusammenarbeit für die Winterolympiade 2022 in der chinesischen Hauptstadt.

Weiters geplant: gemeinsame Auftritte auf Drittmärkten, Direktflüge aus vier chinesischen Städten und digitale Zahlungsmöglichkeiten für die chinesischen Touristen. Bundeskanzler Sebastian Kurz würdigte, „wie Österreich in China geschätzt wird“. 

Kurt Seinitz, Kronen Zeitung

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