„Nirgendwo wurde so offensiv und hart gekämpft wie in Bruck“, fasst Kurt Bauer seine Erkenntnisse zusammen. Für sein druckfrisches Buch „Der Februar-Aufstand 1934“ ist der steirische Historiker aus St. Peter am Kammersberg noch einmal tief hinunter in die Archive gestiegen und hat die „Fakten und Mythen“ rund um die dramatischen Ereignisse aufgearbeitet.
Vor 85 Jahren eskalierte der ewige Konflikt
Die Kurzversion des historischen Hintergrunds: Nicht immer verlief der ewige Verteilungskampf zwischen Arm und Reich, Knecht und Herrschaft, Arbeiterschaft und Oberschicht so zivilisiert wie heute, im modernen Sozialstaat Österreich. Vor 85 Jahren, als bittere Not herrschte, gipfelte der Konflikt zwischen Sozialdemokraten und den Christlich-Sozialen um Diktator Engelbert Dollfuß in einer bewaffneten Auseinandersetzung, die zwischen 12. und 14. Februar auch in der Steiermark 63 Todesopfer forderte.
Nach dem Angriff der Polizei auf die sozialdemokratischen Schutzbündler im Linzer Hotel Schiff rief die Zeitung „Arbeiterwille“ auch in Graz zum „Endkampf gegen den Faschismus“ auf. Im Bezirk Lend und dem damaligen Vorort Eggenberg gab es blutige Gefechte. Noch in der Früh begab sich der rote Nationalratsabgeordnete Koloman Wallisch nach Bruck an der Mur, um auch dort den Aufstand der Arbeiter zu organisieren.
Überraschungsmoment währte nur kurz
Um 13 Uhr griffen die Schutzbündler in Bruck an. Dank des Überraschungsmoments, so schildert Kurt Bauer, konnten sie die Stadt unter Kontrolle bringen und bis zum Abend halten. In Kapfenberg hingegen scheiterte der bloße Versuch, einen Generalstreik auszurufen. So wie in weiten Teilen des Landes arbeiteten die Arbeiter lieber weiter, als sich mit den Kämpfern zu solidarisieren.
Am 14. Februar war der Spuk in der Steiermark wieder vorbei: Das Bundesheer hatte die Aufständischen in Graz und Bruck mit schwerer Artillerie ausgeräuchert. Anführer Koloman Wallisch, bis heute eine Leuchtfigur der steirischen Sozialdemokratie, wurde – ebenso wie Metaller-Gewerkschafter Josef Stanek – von einem Standgericht hingerichtet.
Das Buch:
In diesen Tagen präsentiert Historiker Kurt Bauer sein Buch über den Februar-Aufstand 1934 (217 Seiten; 29 Euro; Böhlau Verlag). Dafür hat der Steirer kursierende Opferzahlen durch akribische Archivrecherche den Konfliktparteien (jeweils 111 Tote) sowie unbeteiligten Zivilisten (134) zugeordnet. Bauer taucht in gewohnt lebendiger Erzählweise in die Erlebniswelt der beteiligten Personen ein - und räumt mit einigen politischen Mythen auf.
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