Hoffnungsschimmer

Am Freitag soll es mehr als 30 Heli-Flüge geben

Steiermark
10.01.2019 11:19

Nach tagelangem Schneefall und kaum flugtauglicher Witterung haben die Experten am Donnerstag für Freitag ein Wetterfenster in der Obersteiermark prognostiziert. Ab Vormittag sollte mit bis zu sieben Hubschraubern geflogen werden. Laut Katastrophenschutzreferent Michael Schickhofer (SPÖ) müssen 35 Erkundungs- und Versorgungsflüge abgearbeitet werden - darunter ein Lebensmitteltransport für Radmer.

„Die Situation ist ernst, aber wir haben sie im Griff“, fasste der Landeshauptmannstellvertreter Donnerstagfrüh bei der Einsatzbesprechung in der Landeswarnzentrale in Graz zusammen. Nach wie vor seien mehr als 2200 Menschen entweder in ihren Ortschaften eingeschlossen oder zumindest schwer erreichbar. „Die Einsatzkräfte sind körperlich gefordert, die betroffenen Bewohner zunehmend psychisch. Das Kriseninterventionsteam ist daher im Einsatz“, sagte Schickhofer.

Es würde keinen Grund zur Panik geben, denn die Lage sei gut vorbereitet: „Es wird ruhig und professionell gearbeitet“, versicherte er. Die medizinische Versorgung sei für alle gesichert.

„Jedes Fenster wird genutzt“
Für Freitag hofften alle auf das Wetterfenster: „Jedes Fenster wird genutzt. Die Kräfte stehen bereit - ebenso wie etwa die Lebensmittellieferung nach Radmer“, so Schickhofer weiter.

Die Gefahrenbereiche kenne man sehr genau, daher wisse man auch, dass es genug risikofreie Gebiete gibt, in denen Gäste beispielsweise Schneeschuhwandern und Skifahren gehen können. Am besten sollen sich Wintersportler erkundigen, wo sie hin können: „Niemand muss sich um den ganzen Bezirk Liezen Sorgen machen“, kalmierte der Landes-Vize.

„Erst am Abend wieder bewölkt“
Die Landeswarnzentrale verzeichnete Donnerstagfrüh 30 Straßensperren wegen Lawinengefahr oder Schneemassen. Für Freitag stehen drei Bundesheer-Hubschrauber des Typs Alouette III sowie eine AB-212 bereit, zusätzlich stelle das Innenministerium drei Hubschrauber für Erkundungsflüge zur Verfügung. Ziel sei es, am Freitag eingeschlossene Bewohner mit Lebensmitteln zu versorgen und die Lawinengefahr genau zu beurteilen. Sollten Absprengungen möglich sein, sollen auch diese möglicherweise am Freitag geschehen. „Die Entspannung am Freitag ist weiterhin gut in den Wettermodellen absehbar. Schon am Vormittag kann wohl geflogen werden. Erst am Abend dürfte es wieder bewölkt werden“, fasste Christian Pehsl von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) zusammen.

Messtationen komplett eingeschneit
Der Meteororologe sagte, dass bis Donnerstagfrüh in 48 Stunden bis zu ein Meter Neuschnee gefallen sei. Am Loser im Ausseerland liegen nun vier bis fünf Meter Schnee, genau wisse man es aber bald nicht mehr, denn die Messstation sei demnächst komplett mit Schnee bedeckt. Als Hot-Spots der Schneefälle bezeichnete er den Raum Mariazell, das Salzatal und das Ausseerland.

Weiterer Meter Neuschnee bis Dienstag
Nach dem Wetterfenster am Freitag sollen schon wieder am Samstag erste Schneeflocken fallen. Ab Sonntag wird das Wetter in der Obersteiermark dann wieder ähnlich wie in den vergangenen Tagen und es könne in den Bergen wieder rund ein Meter Neuschnee bis Dienstag kommender Woche dazukommen, prognostizierte Pehsl. Am Mittwoch sollte dann aber die „eingefahrene“ Wetterlage vorbei sein.

Bald möglicherweise Lawinenwarnstufe 4
Meteorologe Alexander Podesser erklärte, dass durch die leichte Wetterentspannung in den Nordalpen die Lawinenwarnstufe 5 am Freitag wohl auf 4 hinabgestuft werden dürfte. Man dürfe aber nicht vergessen, dass die Gefahr von Lawinen nach wie vor erheblich bis groß sei. Mit Spannung werden die Ergebnisse der Erkundungsflüge erwartet, denn bisher wisse man nicht, ob oder wie viele größere Lawinen schon abgegangen sind. Außerdem werde kontrolliert, ob die Lawinenschutzbauten bereits mit Schnee gefüllt sind.

In punkto Schneelast stehe man derzeit bei 50 bis 75 Prozent der maximalen Dachlasten. Die Wetterexperten appellierten, Dächer noch vor dem neuen Schneefall abzuschaufeln. Durch neuerlichen Niederschlag ab dem Wochenende könnte die Warnstufe in den Nordalpen wieder auf 5 ansteigen.

200 Kilogramm Sprengstoff
Das Militärkommando Steiermark teilte mit, dass Donnerstagvormittag rund 200 Kilogramm Sprengstoff für Lawinensprengungen in der Kaserne nach Aigen angeliefert wurden. Sie werden bis zum Einsatz bewacht. Im Bezirk Liezen bereiteten Soldaten einen Pioniereinsatz zum Freischneiden von Verkehrswegen vor. Im Bezirk Murtal wurde eine Forststraße in Richtung Hohentauern von zivilen Kräften befahrbar gemacht. Ab 13.00 Uhr war ein Transport mit Diesel und Lebensmitteln mit geländetauglichen Bundesheer-Fahrzeugen über diese Forststraße nach Hohentauern geplant.

Bundeskanzler Kurz meldet sich zu Wort
Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer und Bundeskanzler Sebastian Kurz (beide ÖVP) tauschten sich über die aktuelle Lage in den vom massiven Schneefall betroffenen Gebieten aus, hieß es am Donnerstag aus dem Büro Schützenhöfer. Kurz meinte: „In einem Telefonat mit Landeshauptmann Schützenhöfer habe ich die aktuelle Schneelage und Lawinensituation besprochen. Der Landeshauptmann bewertet in enger Abstimmung mit dem Krisenstab und den Einsatzleitern vor Ort regelmäßig die Situation. Ich danke allen Einsatzkräften, den Räumkommandos, Bürgermeistern, freiwilligen Helfern und den Lawinenkommissionen für ihre Arbeit rund um die Uhr.“

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